01.07.2018

Das bedeutendste Missionsfeld … ist unser Herz

Was die Allianzvorsitzenden bewegt

In meinem Büro stehen dutzendweise Bücher über Glaubensgrundkurse, Evangelisation, missionarischen Gemeindeaufbau – viel Papier mit guten Überlegungen, Tipps und Strategien. Es fehlt nicht an Ideen, wie wir missionarisch neu aufbrechen können. Und es ist überaus lohnenswert und sicher auch inspirierend, diese Bücher zu lesen.

Aber nach so vielen Jahren intensiver Arbeit an der Gemeindebasis bin ich mittlerweile mehr denn je davon überzeugt: Die Lebendigkeit meiner Beziehung zu Jesus ist entscheidend für missionarische Wirksamkeit!

Ich denke an das größte und wichtigste Gebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Matthäus 22,37-39).

Gott lieben – das heißt, er ist mein Ein und Alles, er ist im Zentrum meines Denkens und Wollens und meiner Emotion, in allen Fragen meines Lebens geht es immer um ihn. Er ist Fundament, Inhalt und Ziel meines Lebens.

Ist der Glaube die prägende Kraft meines Lebens?

Wer Gott liebt, begegnet auch Menschen mit Gnade, Barmherzigkeit und voraussetzungslosem Wohlwollen – und ist auf diese Weise der beste Missionar und Zeuge Jesu Christi. Die Bücher in meinem Büro können helfen, missionarisch wirksam zu sein, aber ihre Lektüre kann eines nicht produzieren: Liebe zu Gott. Dies ist Werk seines Heiligen Geistes!

Darum ist das bedeutendste Missionsfeld nicht die Welt um uns herum, sondern unser Herz.

Denn der härteste Boden ist oft unser eigenes Herz. Beruflich überfordert; überfüllter Terminkalender; super beschäftigt; im Zweifel, ob der Missionsauftrag Jesu persönlich so dringlich ist; verunsichert, ob andere Glaubenskonzepte nicht doch gleichwertige Optionen sind – beschreibt das nicht viel mehr unser Herz? Viele haben nicht den Glauben verloren, aber er hat aufgehört, die entscheidend prägende Kraft in unserem Leben zu sein.Das A und O ist für mich und jeden von uns ist weiterhin, Jesus leidenschaftlich nachzufolgen. Der Weg dahin beginnt vermutlich mit zwei Worten: „Ich möchte …!“ Diese zwei Worte kann man als eindringliches, von Herzen kommendes Gebet an Gott richten, man kann sie auch an Mitchristen adressieren und zu einem gemeinsamen Weg der geistlichen Erneuerung einladen. 

Thomas von Aquin wird das Wort zugeschrieben: „Man kann nur lieben, was man kennt.“ Das heißt, es braucht eine neue Entdeckungsreise für hart gewordene Herzen, sich vom Evangelium von Jesus Christus neu oder wieder neu faszinieren zu lassen. Und was wir lieben, wollen wir niemals verlieren. 

Wer glaubt, dass wir uns heute mit „hartem Boden“ herumplagen müssen, hat die Apostelgeschichte noch nicht gelesen. Wer glaubt, es reiche, den Glauben schön privat in seinen eigenen vier Wänden zu pflegen, der kennt nicht dieses Buch der frühen Ausbreitung der Kirche Jesus Christi. Und wer glaubt, dass er auf sich selbst gestellt ist und an seinen eigenen begrenzten Möglichkeiten ohnehin scheitern wird, dem sei Apostelgeschichte 1,8 als Wort des gen Himmel fahrenden auferstandenen Jesus hoffnungsvoll durchbuchstabiert: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, und ihr werdet meine Zeugen sein; in Jerusalem, in Judäa, in Samarien und bis an die Enden der Erde.“ Darum ist unsere vielleicht wichtigste Aufgabe bei der Erfüllung dieses Auftrags die alte, von Millionen von Christen im Laufe der Kirchengeschichte gesprochene Bitte mit ganzem Herzen und voller Hoffnung zu beten: Komm, Heiliger Geist! 

Ekkehart Vetter ist Präses des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden und Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz