01.07.2018

Geänderte Glaubensbasis der Allianz: Es gibt keine Liberalisierung

Pastor Ekkehart Vetter, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), hat die Neufassung der Glaubensbasis des evangelikalen Dachverbandes während der Allianzkonferenz gegen Kritik verteidigt.

Pastor Ekkehart Vetter, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), hat die Neufassung der Glaubensbasis des evangelikalen Dachverbandes während der Allianzkonferenz gegen Kritik verteidigt. Er wies den Vorwurf zurück, dass die Fassung nun liberaler sei. Die DEA hatte im April eine neu formulierte Glaubensbasis veröffentlicht (siehe EiNS 2/18). Der erste Grundlagentext war 1846 bei der Gründung der Allianz in London verabschiedet worden. Der hierzulande gültige Text war 1972 das letzte Mal überarbeitet worden. Ursprünglich habe der Hauptvorstand der DEA eine rein sprachliche Überarbeitung geplant, aber in diesem Prozess sei schließlich ein veränderter Text entstanden, dessen Inhalt aber große Übereinstimmung mit der früheren Fassung habe, sagte Vetter. 

Wie schon in ihren Vorstellungsbroschüren bezeichne sich die Allianz darin nun als ein „Netzwerk von Christen“. Dies sei zwar keine theologische Bezeichnung, aber „ein pragmatischer Begriff, der die Wirklichkeit gut beschreibt, und in der Öffentlichkeit gut verstanden wird. Es ist vor Ort einfach, in der Allianz mitzumachen. Wir fragen nicht nach Konfessionen“. Die Allianz sei nie ein Kirchenbund gewesen, betonte Vetter, sondern in ihr seien „Christen miteinander unterwegs“. 

Kritische Rückmeldungen habe die Allianz bekommen, weil das Bekenntnis zur Heiligen Schrift von der zweiten Stelle an das Ende der Glaubensbasis gerückt wurde. Dies hätten manche als Herabsetzung der Bedeutung der Bibel gewertet, so Vetter. Er wies das zurück: „Beim Vaterunser käme auch keiner Idee zu sagen, dass das, was am Ende steht, weniger wichtig ist.“ Ferner habe man ergänzt, dass der Mensch von Gott als „Mann und Frau geschaffen“ sei. Diese explizite Festschreibung sei auch auf die aktuellen Genderdiskussionen zurückzuführen. Dass manche Begriffe – Rechtfertigung, Heiligung, Inspiration – herausgenommen worden seien, sei dem „heutigen Sprachempfinden“ geschuldet. In der Sache seien die mit diesen Begriffen verbundenen Inhalte aber in der Glaubensbasis vorhanden. Nicht nachvollziehen könne er die Kritik an der Streichung des Wortes „völlig“. In der alten Fassung war von der „völligen Zuverlässigkeit“ der Heiligen Schrift die Rede. Nun heißt es, dass die Bibel „zuverlässig“ sei. Manche Worte ließen sich nicht steigern, betonte Vetter: „Ist es ein Unterschied, ob ich ein treuer Ehemann oder ein völlig treuer Ehemann bin?“ Die Bibel sei die höchste Autorität: „Den Vorwurf, durch die Streichung sei liberales Gedankengut in die Glaubensbasis eingezogen, das die Grundaussage aushebelt, finde ich schlicht unzutreffend.“ Nicht vorhanden in der neuen Fassung ist zudem der Begriff „Endgericht“. Dennoch komme der Gedanke des göttlichen Gerichts weiterhin vor. Es sei stattdessen nun deutlicher formuliert, dass Jesus der einzige Weg zu Gott sei, sagte Vetter.