01.07.2018

Von Gegensätzen und der Einheit im Glauben

Ein Rückblick auf die 123. Allianzkonferenz Bad Blankenburg

Vielfalt schließt Tiefgang nicht aus. So lässt sich das Besondere der Allianzkonferenz beschreiben. Das wird schon an der Zusammensetzung der Teilnehmer sichtbar: Ein Prinz, der als „Nachkomme des Königs David“ Wert auf Etikette legt, und Jugendliche in hochsommerlicher Kleidung, die von einer „richtig geilen Atmosphäre“ sprechen – solche Gegensätze findet, wer von den Besuchern der 123. Allianzkonferenz berichten will. 1.700 Teilnehmer trafen sich vom 1. bis 5. August in Bad Blankenburg. Im Mittelpunkt der Tagung standen Bibelarbeiten (Thema „Berufung“), die sich an alttestamentlichen Texten um die Person des David orientierten.

Prominentester Bibelarbeiter war für viele Ulrich Parzany. Er beschäftigte sich mit der Frage, warum der König Saul den Hirtenjungen David nicht erkannte, nachdem dieser Goliath besiegt hatte. „In David begegnet uns ein Bild für den Sieg Gottes in Jesus. Der Mann am Kreuz ist total fremd. Er passt nicht in unsere Zeit, aber ich will ihm folgen, er ist der einzige Sieger“: Mit diesen Worten rief Parzany zur Entscheidung für Jesus auf. Es sei ein Konzept der Selbsterlösung, wenn man glaube, dass man sich zuerst selbst lieben müsse, bevor man andere lieben könne. In Seminaren erklärte der bekannte Evangelist, warum Evangelisation Ur-Auftrag der Christen ist.

Parzany war nur einer von über 50 Mitwirkenden, die neben Bibelarbeiten auch Seminare, Workshops und Brennpunkte anboten. So vielfältig wie die Besucher, war auch das Programm der Konferenz. Vieles hat sich in 123 Jahren verändert. Bei der ersten Konferenz gab es jeweils ein Thema und Bibelstellen dazu, dann wurde darüber gesprochen, ohne spezielle Vorbereitung. Heute kommen Referenten bei der Vorbereitung schon mal ins Schwitzen, wie Pastor Andreas Fehler (Bonn) bekannte.

Fesselnde Vorträge

Viele Veranstaltungen werden aufgezeichnet, manche live übertragen. Interessierte können bei Bibel-TV, im Internet und im ERF manches nachhören. Die Hauptveranstaltungen finden noch immer in der großen Allianzhalle statt, die Ernst Modersohn schon 1906(!) errichten ließ. Für neue Besucher sind die Sitze gewöhnungsbedürftig – es ist nicht üblich, so lange auf einfachen Klappsitzen auszuhalten –, aber der Inhalt der Vorträge fesselt die Zuhörer jedes Mal. Kam zur ersten Konferenz 1886 nur ein tragbares Harmonium zum Einsatz, spielt heute ein Posaunenchor (Leitung Ralph Splittgerber). Was für ältere Teilnehmer unverzichtbare Tradition ist, erscheint jüngeren seltsam. Darum gibt es auch eine frische Band (Leitung Daniel Scheufler) und einen eigenen Konferenzchor mit fast 40 Sängern (Leitung Thomas Wagler), deren Repertoire vom Choral über Gospel bis zum modernen Lobpreis reicht.

Gegensätze passen zur Konferenz. Wichtig ist die Einheit im Glauben an Jesus Christus. Das kann man in Bad Blankenburg erleben. Immer wieder hört man in Gesprächen den Satz: „Ich bin gern hier, weil ich so sein darf, wie ich bin.“ Unter dieser Voraussetzung tut es gut zu hören, wie andere ihren Glauben leben, man kommt schnell ins Gespräch. Kompetente Referenten behandeln in Seminaren aktuelle Themen wie Migration, Israel, Politik, Seelsorge, Sexualität oder Christenverfolgung; die Teilnehmer können dazu persönliche Fragen stellen.

Zu den regelmäßigen Konferenzgästen gehört der Unionspolitiker Volker Kauder. „Himmlischer Vater, lass uns in der Öffentlichkeit so reden und uns so aufführen, dass die Menschen erkennen, dass wir Christen sind“ sagte er und rief seine Zuhörer auf: „Dafür erbitte ich Ihr Gebet.“ Im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung stellte er sich den – durchaus kritischen – Fragen der Gäste. Kauder erklärte, dass es weder eine christliche Partei noch christliche Politik geben kann. Seine Partei orientiere sich aber am christlichen Menschenbild. 

Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz, ergänzte zum Thema Christsein und Politik: „Christen, die sich politisch nicht engagieren, können nicht erwarten, dass die Politik sich an christlichen Werten orientiert.“ Als besonderer Gast sprach am Sonntagnachmittag Prinz Asfa-Wossen Asserate, Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie. Begeistert von der Entwicklung in seinem Geburtsland, sagte er zu dem kürzlich vereinbarten Frieden mit Eritrea: „Wir haben in den letzten drei Monaten ein wahres Gotteswunder in Äthiopien erlebt.“

Wegen der Wetterlage zeichnete sich diese Konferenz nicht nur durch gemeinsames Hören auf Gottes Wort aus, sondern wird auch wegen des gemeinsamen Schwitzens in Erinnerung bleiben. Ein Regenguss am Donnerstagvormittag ging genau zu der Zeit nieder, als alle zur Bibelarbeit in der Halle versammelt waren: für manchem eine Gebetserhörung. Schon am 29. Juli waren die Teilnehmer der Gebetsfreizeit angereist: Unter der Leitung von Schwester Renate Binder (Lachen) und Edgar Schwarz (Berlin) übernahmen sie die wichtige Aufgabe, die Konferenz im Gebet zu begleiten. 

Margitta Rosenbaum

Informationen zur Konferenz und Vorträge finden Sie hier

Die nächste Allianzkonferenz findet statt vom 31.7. bis 5.8.2019, Thema: „Hoch und Heilig“

Stimmen von Konferenzbesuchern

„Ich komme jedes Jahr zur Konferenz, weil es schön ist, Gemeinschaft mit so vielen zu erleben. Ich nehme viele Glaubensimpulse mit und schätze die besondere Atmosphäre. Hier erlebe ich, dass wir trotz Verschiedenheit gemeinsam glauben.“
Gabriele Selent, Kloster Mansfeld 

„Zum dritten Mal war ich beim Jugendcamp dabei. Es ist eine richtig geile Atmosphäre mit guter Gemeinschaft und Zusammenhalt. Bei den Bibelarbeiten habe ich auf persönliche Fragen eine Antwort gefunden. Ich wollte wissen, ob Gott wirklich gut ist. Ja, zu jeder Zeit!“
Liesa-Marie, Lüdenscheid, Teilnehmerin beim Internationalen Jugendcamp 

„Diese Konferenz ist für mich besonders, weil Jung und Alt zusammen sind.“
Benita Bailey, derzeit in Kanada, leitet das Jugendcamp mit

„Das ist unser Urlaub. Wir treffen uns jedes Jahr mit Freunden hier.“
Katja, aus Nürnberg, lebte früher in Annaberg-Buchholz

„Bad Blankenburg ist für uns zu einer Heimat geworden, ein Segensort. Seit 2008 kommen wir regelmäßig. Wir schätzen die sehr gute Verkündigung, die Abwechslung und die Gemeinschaft.“
Bernd & Renate Gennet, Springe

„Die Konferenz hat mir imponiert – wie ein kleiner Kirchentag. Man spürt Geschwisterlichkeit. Gestaunt habe ich, wie ‚einfach‘, gut organisiert und liebevoll so ein großes Event ablaufen kann. Ich konnte viele interessante Kontakte knüpfen, man trifft alte Bekannte. Auch das gehört ja zum Segen einer Veranstaltung.“
Erstbesucher aus Baden-Württemberg

„Gott liebt alle Menschen. Darum ist es wichtig, dass wir mithilfe von Gebärdendolmetscher viel von der Bibelarbeit verstehen können.“
Gisela Helene Geus, Köln (hörbehindert)