Gottes Gnade und die Kraft des Evangeliums

Der pfi ngstkirchliche Präses Johannes Justus: Vorwärtsgerichtet Inhalte entfalten

In diesem Jahr ist der Name Martin Luther in aller Munde. Landauf landab würdigen ihn Pfarrer, Pastoren und Prediger. Je mehr ich registriere, dass wir 500 Jahre Reformation feiern, desto mehr wird mir die Perspektive wichtig, dass wir keinen einzelnen Menschen feiern, sondern Gott, der trotz der Fehltritte eines einzelnen Menschen etwas Großartiges durch ihn hervorbringen konnte. Es wäre zu wenig, rückblickend einem Reformator zu huldigen. Vielmehr sollten wir vorwärtsgerichtet die Inhalte der Reformation für unsere Zeit entfalten.

„Gott und sein Wort für Menschen zugänglich machen“

Mit Blick auf die Zukunft unserer Kirchen bewegt mich vor allem das reformatorische Anliegen, Gott und sein Wort für Menschen von heute zugänglich zu machen. Dies sage ich als einfacher Christ und als Teil unserer Gesellschaft, aber auch als Pastor einer Ortsgemeinde und als Präses eines Freikirchenbundes. Es schmerzt mich, wenn sich Kirchen auf Nebenschauplätzen aufhalten und ihre Energie nicht mehr in die Frage investieren, wie Gott und sein Wort wieder an Bedeutung für unsere Mitmenschen gewinnt. Aus meiner Sicht ist Gott das Attraktivste und Beste, das einem Menschen widerfahren kann. Er liebt. Er vergibt. Er begnadigt. Und er schafft Zuversicht auf ein ewiges Leben. Er wird erfahrbar durch sein wirksames Wort. Er verheißt uns unzählbare Schätze. Und er lädt uns ein zu einem auf Jesus Christus ausgerichteten Glauben. Dies darf nicht auf der theoretischen Ebene einer zurückliegenden Reformation bleiben, sondern muss in die Wirklichkeit der Menschen von heute hineinkommen.

„Aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Maul reden“

Mich begeistert, dass Luther das Kind in der Gasse sah, die Mutter im Hause und den Mann auf dem Marktplatz. Er sah die normalen Menschen

und machte das Wort Gottes für sie verständlich. In diesem Sinne schaute er ihnen „aufs Maul“. Ich bin überzeugt, dass sich die Menschen in unserem Umfeld eher für die Botschaft der Bibel interessieren, wenn sie merken, dass wir uns für ihre Anliegen interessieren. Indem wir hinschauen, zuhören und dann auf verständliche Weise von der Bibel reden, kann Gott auf offene Herzen stoßen. Wir sollen nicht angepasst sein und Menschen „nach dem Maul“ reden. Reformation heißt auch, etwas Neues zu sagen. Etwas, was die Kraft zur Veränderung und Neuausrichtung hat – nach außen, aber auch nach innen. So dürfen wir den Menschen in unseren Kirchen neu deutlich machen, dass Gott sie mit Gaben zum geistlichen Dienst ausgestattet hat. Alle Gläubigen sollen aktiviert werden, damit sich das Erlösungswerk Gottes auf jede erdenkliche Weise entfaltet. Mein Wunsch ist, dass wir als Christen und Kirchen durch das Reformationsjubiläum wieder neu motiviert werden, die Gnade Gottes und die Kraft seines Evangeliums in unserer Welt aufl euchten zu lassen. Menschen sollen im kirchlichen und privaten Leben wieder mit den Möglichkeiten Gottes rechnen. Dadurch kann Gott sie in den Dienst nehmen und für andere zu „Ermöglichern“, zu Freisetzern und zu Wegbereitern machen. 

Johannes Justus

Zum Autor

Johannes Justus ist Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) und Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz.