Hand aufs Herz statt Kopf in den Sand!

Ein Plädoyer: Mit „Micha“ die Welt bewegen …

Wir leben in Deutschland auf ziemlich großem Fuß. Unser tägliches Leben, jeder Einkauf und jede Bewegung mit Auto, Flugzeug oder Fahrstuhl hinterlässt Spuren. So ist Deutschland mit Europameister im Müll-Produzieren; und wegen der massiven Gülleausfuhr der deutschen Fleischproduktion gehört auch unser Grundwasser mittlerweile zu den schlechtesten der EU. Insgesamt verbrauchen und verschmutzen wir so viel unserer natürlichen Ressourcen, dass wir eigentlich 2,6 Erden bräuchten, wenn jeder Mensch heute so leben würde wie wir.

Für das Leben in einer globalisierten Welt heißt das aber auch: Unser Einkaufszettel ist heute mindestens genauso auschlaggebend wie unser Wahlzettel – und beide Bereiche gilt es „auf dem Zettel“ zu haben, wenn man heute etwas gegen Armut und Ausbeutung tun will. Oder haben wir hier in Deutschland ein größeres Recht auf ein (gutes) Leben als jemand anderswo?

Glaube – Lebensstil – Gemeinwohl 

Als „Micha“ sind wir überzeugt, dass jeder Mensch, jede Gemeinde, jede Organisation und jede Gesellschaft Teil der Schöpfung Gottes ist – und es darum unser Auftrag ist, die Würde aller Geschöpfe zu achten und die Schöpfung in unserer Welt zu bewahren. Wir verfolgen den Dreiklang „Glaube – Lebensstil – Gemeinwohl“, denn dieser Auftrag darf und soll sich in allen Bereichen des Lebens spiegeln: Darin, wie wir Lobpreis machen, woher der Strom für die Gemeinde kommt oder ob wir uns dafür einsetzen, dass Gräben in unserer Gesellschaft – z. B. zwischen Arm und Reich oder zwischen Menschen mit und ohne offensichtliche Behinderung – überwunden werden.

Klar, das Leben heute hat seine ganz eigenen Herausforderungen: Job meistern, Windeln wechseln und Hauskreis organisieren – und jetzt soll man sich auch noch um die ganze Welt kümmern?! 

Dieses Gefühl der Überforderung ist nachvollziehbar. Die Frage ist nur, ob dieser Gefühlszustand immer das „letzte Wort“ haben sollte, wenn wir mit den Realitäten der vernetzten Welt konfrontiert werden. Was ist unsere „andere“ Reaktion darauf, dass wir in diesem Erdteil auf Kosten der Menschen in anderen Teilen der Welt leben? 

Bei „Micha“ ist Gerechtigkeit kein Dogma, sondern Lebensstil und Herzenshaltung. Als Bewegung und Netzwerk befähigen, vernetzen 

und motivieren wir Menschen, gemeinsam dem nachzugehen, was uns als Kinder Gottes über alle Zeiten hinweg aufgetragen ist: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott von dir erwartet: Gerechtigkeit üben, Gemeinschaftssinn lieben und aufmerksam mitgehen mit deinem Gott“ (Micha 6,8).

Konkret wollen wir für diesen Auftrag in diesem Jahr unsere Lokalgruppen stärken und unsere Beratungsangebote für Gemeinden erweitern. In diesen Wochen versammeln wir viele unserer Engagierten zum Thema „Hand aufs SchöpferHerz: Klimagerechtigkeit – ein christlicher Auftrag“ bei unserem jährlichen Vernetzungstreffen. Und im Oktober mobilisieren wir während der „Micha“-Aktionswoche Gemeinden, Organisationen und alle Interessierten dafür, gemeinsam ein Zeichen für ein Leben im Einklang mit der Schöpfung zu setzen. 

Wir lieben Gott, die Menschen und die Welt. Und diese Welt hat (einen) Platz für jeden von uns. „Micha“ hilft dabei, diesen Platz zu finden und dabei Teil einer größeren Gemeinschaft zu sein, die sich für eine „geliebte Welt“ einsetzen. Wir laden Jede(n) dazu ein, sich mitnehmen zu lassen in die Welt der Weltbeweger. 

Nur wenn wir den Kopf aus dem Sand ziehen, sehen wir, dass wir mitbestimmen können, welche Spuren wir hinterlassen. Und dass sich unsere Spur der Verwüstung verwandeln kann in einen „Weg der Würde“.

Dafür legen wir die Hand aufs Herz! 

Zur Autorin

Stefanie Linner ist Koordinatorin von Micha Deutschland