Mit Gelassenheit und Verantwortungsbewusstsein

Initiativen und Hilfen im Zeichen von Corona

Mit der kreativen Osterbox des Wörnersberger Ankers wurde das Fest anschaulich – © Wörnersberger Anker

Das Heft war geplant und angeschoben. Dann kam die Corona-Pandemie, und das Leben änderte sich. Wir haben die Heft-Schwerpunkte beibehalten – ergänzend dazu aber in der großen Allianz-Familie gefragt: Welche Hilfen und Initiativen gibt es in diesen herausfordernden Zeiten, von Christen, Werken und Gemeinden – für andere? Eine Flut von Zuschriften hat daraufhin die Redaktion erreicht. EiNS veröffentlicht einen Querschnitt (leider können wir nur einen Teil abdrucken):


Deutsche Evangelische Allianz ruft zum Abend-Gebet auf

Die Deutsche Evangelische Allianz hat wegen der Corona-Pandemie zu einer Gebetsaktion aufgerufen. Jeden Tag um 20.20 Uhr sollten Christen etwa für erkrankte Menschen und die Eindämmung des Virus beten, heißt es in einem Schreiben des Vorstandes an Ortsallianzen, Werke und Verbände. Empfohlen werde ein persönliches Gebet oder gemeinsames Beten am Telefon, über Skype oder andere Formen der Bildtelefonie. Das Gebet sei in der aktuellen Situation „das Erste und Wichtigste“, heißt es in dem Aufruf. „Der Glaube an Jesus Christus bildet – gerade in Krisen – ein Fundament, um mit Gelassenheit, Verantwortungsbewusstsein und ohne Furcht zu reagieren. Unser Leben, unsere Zukunft und unser Land sind in seiner Hand!“ Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Ekkehart Vetter, rief außerdem dazu auf, im Gebet auch nicht die vielen anderen Brandherde und notvollen Situationen auf dieser Erde aus dem Blick zu verlieren.

Osterkarten

Die Evangelische Gemeinschaft Ehringshausen hat ihre alljährliche Osterglockenaktion – Osterkarten mit einer Narzisse werden in die Briefkästen des Ortes gelegt – in diesem Jahr verändert: Die Karten wurden kurz vor Ostern mit dem örtlichen Mitteilungsblatt verteilt. Zusätzlich gab es eine ganzseitige Anzeige, mit Segenswünschen und dem Online-Angebot der Gemeinde in der Corona-Zeit.

Heike Raudies

Abendlied der Heilsarmee

Unsere Gemeinde liegt inmitten einer Plattenbausiedlung. Als das Kontaktverbot wegen der Corona-Pandemie ausgesprochen wurde, wollten wir der Nachbarschaft etwas Freude und Zuversicht geben. Die Bewohner des Viertels sind in der Regel nicht christlich, weswegen wir volkstümliche Lieder mit geeignetem, christlichem Liedgut mischen, begleitet von einem kurzen Grußwort und geistlichen Impuls. Bevor wir gehen, wünschen wir eine gute Nacht, Gottes Segen und: „Bleiben Sie gesund!“ Seit dem 22. März tun wir dies jeden Abend. Wir erfahren Zuspruch, Applaus und Dank – und wollen so lange weitermachen, wie die Menschen gezwungen sind, zuhause zu bleiben.

(Info: www.heilsarmee.de/naumburg/newsreader/zeichen-der-hoffnung.html). Frank Honsberg, Major, Korpsoffizier, zusammen mit Majorin Stefanie Honsberg

Gebets-Briefkasten

In Mutterstadt (Rhein-Neckar-Delta, Vorderpfalz) haben wir den Briefkasten der Bürgerstiftung am historischen Rathaus ausgeschrieben als Briefkasten für Gebetsanliegen, Hilfeanfragen und Gedanken, die die Menschen bewegen. Das Angebot wurde im Amtsblatt für alle 6.000 Haushalte bekannt gegeben. Die Anliegen, die eingesteckt werden, sollen unter den Kirchen in Mutterstadt aufgeteilt und bearbeitet werden.

Horst Rütschle (Evangelische Freikirche Mutterstadt EFM) 

Oster-Box des „Wörnersberger Ankers“

Nachdem wir als Wörnersberger Anker schon zwei große Ostergärten (je 7.000 Besucher) veranstaltet haben, entstand die Idee, anhand einer mit kreativen Ideen gefüllten Box auch Ostern zuhause mit der ganzen Familie zu erleben: mit Multimedia-Elementen und Geschichten, die das Ostergeschehen mit allen Sinnen erfahrbar machen. Ein Prototyp der Box war im Januar fertig. Nachdem bekannt wurde, dass alle Gottesdienste bis Ostern ausfallen müssen, stieg die Nachfrage enorm: Bis kurz vor Ostern wurden mehr als 100 Boxen ausgeliefert.

Ralf Armbruster, Wörnersberger Anker

Liebenzeller Schlaglichter 

Zwei kurze internationale Schlaglichter:

Ecuador: Die Regierung hat harte Maßnahmen getroffen, um die Ausbreitung des Corona-Virus im Land einzudämmen. Ramona Rudolph, Missionarin der Liebenzeller Mission, arbeitet seit Jahren unter den Quichua-Indianern. Sie gehören zu den Ärmsten im Land und haben kaum Zugang zur medizinischen Versorgung. Deshalb hat ein Team um Ramona Rudolph einen Hilfseinsatz durchgeführt (Video: https:// vimeo.com/402599347).

Spanien

ist eines der am härtesten von der Corona-Krise betroffenen Länder. Theo Hertler, Missionar in Marbella (Südspanien), berichtet, dass jeden Abend Tausende Menschen von ihren Balkonen für die Ärzte applaudieren. Die Gemeindeaktivitäten sind zwar stark eingeschränkt, aber bei einer Online-Gebetskonferenz stieg die Zahl der Teilnehmer (von normalerweise 5 bis 8) auf 50-60 Beter (Video: vimeo.com/400359818)

Christoph Kiess

Baptisten: Stetig aktualisierte Online-Infos

Im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) haben wir auf www.baptisten.de/corona Angebote, die stetig aktualisiert werden: eine Auflistung von Live-Gottesdiensten und Übertragungen sowie Predigten zum Nachhören; eine Materialsammlung und Foren zu „Digitalen Werkzeugen“, „Best-Practice-Ideen“ und „Seelsorge“. Und es finden sich dort Informationen zu rechtlichen Fragen wie Urheberrechtsfragen und GEMA sowie zur Arbeitszeitreduzierung und Kurzarbeit.

Jasmin Jäger

Online-Proben für den Kinderchor

Freunde von uns leiten einen Kinderchor – und haben die Chorproben den Kindern nach Beginn des Shutdowns online zur Verfügung gestellt (Kostprobe: www.youtube.com/channel/UC-ooReLwRyH7HukVovND2Yw). Als Missionsleiter von OMF Deutschland arbeiten meine Mitarbeiter und ich unter Ostasiaten. Dafür haben wir die Initiative entwickelt: Weltmission im Wohnzimmer (virtuelle Treffen): siehe omf.org/de/wohnzimmer/

Armin Messer

Mundschutz, selbstgenäht

Beim Nachdenken über die Bedürfnisse meiner Nachbarn in der Corona-Krise kam mir die Idee, Stoffmundschutze zu nähen. Ich zog mit einem Modell-Stück durch unser Viertel. Eine echte Lücke: Sofort wurden viele Exemplare bestellt, auch telefonisch. Ich bat alle „Kunden“ um eine Spende (5 E pro Maske) zugunsten der Menschen unserer Partnergemeinde in Niamey/Niger. Sie sind von der Corona-Krise stärker betroffen als wir: Viele dürfen nicht arbeiten. Sie verkaufen sonst auf der Straße, aber das ist momentan nicht erlaubt. Sie leben von der Hand in den Mund, haben kein Einkommen und kein Essen. Die Pastorenfamilie lässt ihnen nun Reis-Säcke zukommen, damit sie überleben.

Claudia Schmidt-Dannert (Ortsallianz Weil der Stadt)

Die „Viertel-Schtond“ der Apis

Der Evangelische Gemeinschaftsverband „Die Apis“ bietet mit „Viertel-Schtond“ eine digitale Bibelstunde: Biblische Impulse zu den Sonntagstexten der Apis (mit Cornelius Haefele und Steffen Kern). Das Format ist eine Mischung zwischen Late-Night-Show und Fernsehgottesdienst – berührend, unterhaltsam, echt, anschaulich und leicht verdaulich. Genutzt werden können die Impulse persönlich oder gemeinsam (als Hauskreise) via Skype mit anschließendem Austausch. Für die Jüngeren gibt es „Mach mit!“, die Kinder-Bibel-Action gegen Langeweile: Tolle Geschichten aus der Bibel, Spielaktionen für daheim, Lieder, Ideen und Aktionen für die ganze Familie – als Gottesdienst für Kinder im Grundschulalter, aber auch als Programm unter der Woche. (Die Videos können unter Bibelbeweger.de und auf den Social-MediaKanälen der Apis bei Facebook und YouTube abgerufen werden.)

Ute Mayer

Abendläuten und Krankengebete in Thüringen

In unserer St. Bonifatius Kirchgemeinde im Weimarer Land haben wir das lange nicht mehr stattfindende Abendgeläut wieder begonnen – verbunden mit dem Hinweis, für Kranke zu beten und besonders an den eigenen Ort zu denken. Abends um 18 Uhr wird nun wieder geläutet, die Kirche ist offen, eine Kerze kann angezündet werden und es erklingen zwei Choräle.    

Johannes Selle MdB 

Frankfurter Kaleidoskop

Ein kurzes Kaleidoskop aus der Mainmetropole: Die „Mosaikgemeinde Nordwest“ bietet Sprachkurse und Bibellesekurse im Internet an, dazu Spieleabende im Netz – nachdem sie vorher Würfel in die Nachbarschaftsbriefkästen geworfen hat. Kinder aus den Kindergruppen haben Karten an Menschen in den Alterseinrichtungen geschrieben; die Gemeindeglieder waren die Postboten. Die „Arche Nordweststadt“ verteilt Lebensmittel am Fenster an die Familien der Kinder, die sonst zum Mittagessen in die Arche kommen; die Katholische Familienbildung Nordwest hat Tüten für die Eltern mit Spielideen und Bastelideen gepackt und verteilt.

Bernd Oettinghaus, EA Frankfurt/Main

Briefgottesdienste

In unserer Pfarrei im Fichtelgebirge (zwei Kirchengemeinden) verteilen wir etwa 150 Briefgottesdienste an unsere älteren Gemeindeglieder ohne Internetanschluss, dazu an etwa 70 Gemeindeglieder per E-Mail. Die Glocken läuten sonntags zur gewohnten Zeit: So wissen wir uns als unsichtbar feiernde Gemeinde verbunden. Außerdem gibt es einen täglichen SMS-Dienst mit Bibelworten und ermutigenden Zitaten von Glaubens-Zeugen

Knut Meinel, Ev.-Luth. Pfarramt Thierstein-Höchstätt

Osterbrief und YouTube-Kurzfilm

Von der evangelischen Kirchengemeinde Marbach gibt es – neben aufgezeichneten Gottesdiensten – zu berichten: Alle älteren Gemeindeglieder über 70 Jahre erhielten vor Ostern einen Brief mit beigelegtem Kresse-Samen und Anleitung, wie sie den auf dem Fenstersims säen und züchten. Damit wächst zu Ostern neues Leben und es schmeckt auch noch im Salat oder auf dem Brot! Unser Dekan dreht seit dem 17. März täglich einen zweiminütigen Kurzfilm zum Thema „Orte und Worte der Hoffnung“, der via WhatsApp-Podcast, YouTube-Kanal und Homepage viele Menschen erreicht.

Ekkehard Graf, Ev. Kirchengemeinde Marbach

Telefonate, digitaler Hauskreis

Wir sind keine große Gemeinde, versuchen aber in Kontakt zu bleiben. Neben einer wöchentlichen Predigt über YouTube sind die Kontaktwege: Telefon: Wir haben einen Aufruf gestartet zum regelmäßigen Telefonkontakt, Anliegen zu teilen und mit- und füreinander zu beten. Der Ältestenkreis hat sich die Gemeinde „aufgeteilt“ und ruft mindestens einmal pro Woche jeden auf der Liste an. So wissen wir voneinander. Digitaler Hauskreis: Mit den Leuten, die es möchten und können, haben wir einmal die Woche ein Zoom-Meeting: Wir tauschen uns über einen Bibeltext aus und tauchen etwas tiefer ein. Leider können wir auf diesem Wege nicht gemeinsam Musik machen oder sie gut hörbar für alle abspielen.

Christian Kugler, Gemeinschaftspastor Ev. Gemeinschaft Korbach

Gnadauer Impulsletter für Familien

Im Wochenrhythmus verschickt der Gnadauer Verband einen SonderImpulsletter für Familien. Die Empfänger (rund 600 Personen/Adressen) erhalten damit Anregungen, wie man als Familie einen Hausgottesdienst feiern kann (Info: www.gnadauer.de/aktuelles/glaubeatfamilie/ , mit einer Reihe weiterer guter Angebot für Kinder).

Frank Spatz, Ev. Gnadauer Gemeinschaftsverband

Turm-Musik

Eine Initiative in der Lüttringhauser Kirchengemeinde heißt: TurmMusik. Unser Küster Jürgen Kammin musiziert jeden Abend zwischen 18:30 und 18:45 Uhr vom Turm der spätbarocken Kirche „weit in alle Lande hinein“ abendliche Lieder, Choräle und Volksweisen. Den Abschluss der abendlichen „Trost- und Hoffnungs-Musik“ bilden jeweils zwei Strophen von „Der Mond ist aufgegangen“ (Info: www.ekir.de/ luettringhausen/2020_vomturm-658.php)

Kristiane Voll, Pfarrerin

Einkauf für Krankenhauspersonal und sozial Benachteiligte

Im Hilfswerk „Samaritan’s Purse“ laufen einige Aktionen: Mitarbeiter planen Einkäufe für Krankenhauspersonal (es gab Berichte, dass das Personal nach Feierabend aufgrund der Hamsterkäufe oft manche Produkte nicht mehr findet; zudem ist es eine zeitliche Entlastung). Dank zahlreicher Spenden können wir auch andere Initiativen fördern (finanziell und z.T. personell), die sich um sozial benachteiligte Menschen kümmern, die in dieser Krise noch schwerer betroffen sind (Obdachlosenhilfe, Lebensmittel-/Hygienepakete für Familien). Wir rufen unsere Spender an, fragen, wie es ihnen geht – wenn gewünscht, beten wir für sie. „Weihnachten im Schuhkarton“-Ehrenamtliche nähen nun statt Teddys und Mützen Mundschutze.

Tobias-Benjamin Ottmar

Hoffnungstelefon

Wir haben ein „Hoffnungstelefon“ in Betrieb genommen: für Menschen, die eine Ermutigung oder einen Zuspruch benötigen, vielleicht auch Fragen zum Leben und zu Gott haben. Besetzt ist das „Hoffnungstelefon“ von 10 bis 22 Uhr (montags bis freitags, nicht an Feiertagen). Über 30 ehrenamtliche Mitarbeiter übernehmen jeweils Zeit-Slots von einer Stunde. Über eine Telefonanlage in der Cloud wird der Dienstplan mittels Rufumleitung eingestellt. Dadurch wird man direkt mit dem diensthabenden Mitarbeiter per Festnetz oder Handy verbunden.

Gaetan Roy