Integration ist … dieses Land zu lieben

Christlicher Kongress fragt nach einem respektvollen Miteinander und gemeinsamen Leben

Im Juli 2016 fand ein christlicher Flüchtlingskongress in Deutschland statt, der Antworten fand und Wege beschrieb, den neu angekommenen „Flüchtlinge(n) unter uns“ offen und gastfreundlich zu begegnen. Ein Integrationskongress in diesem Juni 2018 vergewisserte sich nun der nächsten Schritte auf einem langen Weg, „Integration (zu) wagen“. Herausforderungen sehen: Ja! Eine Flüchtlingskrise konstatieren: Nein! Das wollten die Teilnehmenden und neu Mut fassen angesichts der Chancen, miteinander respektvoll zu leben und Leben gemeinsam gesellschaftlich zu gestalten. Der Kongress wollte Frauen und Männer stärken, die an langfristigen Beziehungen interessiert sind und in stabilen Integrationsstrukturen engagiert sein wollen.

Vom 10. bis 12. Juni veranstalteten die Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM), die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF), die Deutsche Evangelische Allianz (DEA), zusammen mit dem Tagungszentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd diesen Folgekongress, in Kooperation mit 47 weiteren Partnern. Etwa 420 Teilnehmende, die meisten ehrenamtliche Helfer, daneben Verantwortliche aus christlichen Gemeinden, Mitarbeiter aus Hilfswerken und Missionsgesellschaften, ebenso wie aus Wohlfahrtsverbänden und Behörden diskutierten Beiträge zur gesellschaftlichen Integration wie auch der integrativen Rolle christlicher Gemeinden. Fast zehn Prozent der Kongressbesucher waren Menschen, die selbst erst in den vergangenen drei bis vier Jahren ins Land gekommen sind. Sie brachten sich mit ihrer Stimme ein.

Geduldiger Umgang zwischen Gästen und Gastgebern

Sultan Assawahiri lebt bereits seit 2009 in der Schweiz, stammt ursprünglich aus Jordanien, und ist vom Islam zu Christus konvertiert. Er wurde deshalb bedroht und verfolgt. Er hob hervor, wie sehr die Loyalität eines Menschen seiner Umma, der muslimischen Gemeinschaft gehört. Ein Loyalitätswechsel sei deshalb überaus schwierig, weil ein solcher „Verrat“ konsequent bestraft werde. Integration, so Assawahiri, bedeute aber, das Gastland – und seine Menschen – zu lieben, und beispielsweise aus innerer Überzeugung Steuern im Gastland zu zahlen und die Gesetze des Landes zu halten. Es reiche nicht, in der Integration vorrangig praktische Hilfen anzubieten. In der Konsequenz gehe es um eine innerliche Neuausrichtung mit neuen Loyalitäten. Für ihn sei dabei entscheidend, dass Menschen eine Beziehung zu Jesus Christus fänden.

Integration ist multidimensional. Darauf fokussierte Maïté Haller in ihrem Vortrag. Es sei schwierig zu bestimmen, wann jemand integriert sei. Integration geschieht in einem langfristigen – vielleicht über mehrere Generationen laufenden – Prozess und erfordere einen geduldigen Umgang zwischen Gästen und Gastgebern. In den eher „äußerlichen“ Dimensionen, wie beispielsweise in der Beteiligung der Neubürger am Arbeitsmarkt oder in der Intensität von Sozialkontakten außerhalb ihrer eigenen Gruppe, sei dieser Prozess faktisch bzw. statistisch noch fassbar. Schwieriger sei es zu messen, wie jemand Werte und Normen der neuen Gesellschaft intuitiv lebe und sich schließlich subjektiv dieser Gesellschaft zugehörig fühle.

„Wir integrieren Menschen!“ betonte der Oberbürgermeister Schwäbisch Gmünds. „Sie stehen im Mittelpunkt und gehören zu unserer Heimat dazu.“ Unter dem Konzept des „Gmünder Weg“ lebten mittlerweile Menschen aus mehr als 140 Nationen in der Kommune, sagte er. Für das Zusammenleben habe man sich eine „Charta der Gemeinsamkeit“ gegeben, einen Zehn-Punkte-Wertekodex. Integration erfordere zivilgesellschaftlichen und politischen Mut. 

Autoren

Thomas Deines, Tobias Menges, Maité Gressel (Haller), Traugott Hopp