"Weil Gott die Welt so sehr liebt"

Micha: Gemeinsam Zeichen setzen für eine Schöpfung im Gleichgewicht - beim Weltklimagipfel in Bonn

Seit Sommer 2017 haben wir unseren Fokus bei Micha Deutschland auf das Thema Klima- und Schöpfungsgerechtigkeit gelenkt. Viele fragen: Hat der Klimawandel überhaupt mit unserer Mission als Christen zu tun? Ich frage zurück: Glauben wir, dass Gott alle Menschen gleichermaßen liebt und für jeden Einzelnen ein Leben in Würde möchte? Wenn ich diese Frage aus dem Glauben heraus bejahen kann, dann liegt der Einsatz für würdige Lebensbedingungen für alle Menschen nicht mehr fern. Für die Entwicklung der Lebensverhältnisse der heutigen und der kommenden Generationen spielen die globalen klimatischen Veränderungen eine entscheidende Rolle. Die Auswirkungen der weltweiten Erwärmung werden uns alle berühren. Aktuell betreffen sie vor allem die Ärmsten der Armen: Überschwemmungen, Dürren und Stürme vernichten Ernten, machen das Leben vielerorts zum Überlebenskampf und ganze Regionen unbewohnbar. Wir widmen uns vor allem der Ungerechtigkeit. Denn die Menschen, die am schwersten unter den Konsequenzen der Erderwärmung zu leiden haben, tragen oft am wenigsten zu den Ursachen bei. Deswegen sprechen wir von Klima-Gerechtigkeit. Aus dem Glauben, dass Gott die ganze Welt liebt und jedem Menschen die gleiche Würde gibt, ist es uns ein echtes Herzensliegen, dass sich Christen mehr mit diesem Thema auseinandersetzen und wir gemeinsam Lösungen entwickeln.

(Für) die Liebe Jesu für seine Welt demonstrieren

Im vergangenen Herbst bot sich nun eine besondere Chance, auch in der Politik Zeichen für Gerechtigkeit und Gleichgewicht in Gottes Schöpfung zu setzen: beim Weltklimagipfel in Bonn (6. bis 17. November 2017). 25.000 Menschen haben dort über die nächsten Schritte für das bahnbrechende Pariser Klimaabkommen (2015) debattiert. Es ging um nicht weniger als die Zukunft des Planeten Erde. Wir haben heute eine historische Chance und Herausforderung: die Erde so zu behandeln, dass wir künftigen Generationen Würde möglich ist.

Beim Klimagipfel waren wir mit einer Gruppe von 60 Leuten aus 12 Nationen dabei. Mit unserer weltweiten Bewegung Micah Global sind wir Teil der internationalen christlichen Kampagne Renew Our World, die sich für einen nachhaltigeren Umgang mit der Erde einsetzt. Mit Menschen aus Sambia, Indien, Australien, Belgien, USA, Frankreich, den Niederlanden oder der Schweiz haben wir Gottesdienste mit über 1.000 Teilnehmenden gefeiert. Als Zeichen unseres Auftrags zur Bewahrung der Schöpfung haben wir im Botanischen Garten die Patenschaft für einen jungen Baum übernommen, Zeiten für Gebet und Lobpreis genossen und (für) die Liebe Jesu für seine Welt demonstriert. Um auch in der Konferenzzone ein Zeichen der Fürsprache und Liebe für Gottes Welt zu setzen, haben wir dort eine Petition der Kampagne Renew Our World übergeben: unter anderem an Umweltministerin Barbara Hendricks, die Fidschi-Regierung als Vorsitzende des Gipfels, den Vertreter der EU und viele weitere Länder-Vertretungen. In der Petition fordern Kirchen-Verantwortliche aus aller Welt die Delegierten des Weltklimagipfels auf, „die Vereinbarung des Pariser Abkommens einzuhalten, das natürliche Gleichgewicht der Erde wiederherzustellen” und sicherzustellen, dass die globale Erwärmung die kritische Schwelle von 1,5 Grad nicht überschreitet, um die Menschen zu schützen, die durch den Klimawandel am stärksten betroffen sind. Eine weitere Forderung lautet, mehr in saubere netzferne Energielösungen zu investieren. Damit werden gerade jene Menschen erreicht, die bislang keinen Zugang zur nationalen Stromerzeugung haben.

Christen überall auf der Welt schließen sich der Kampagne an, um die Regierenden aufzufordern, sich ehrgeizige Ziele zu setzen und Pläne vorzulegen, nach denen Emissionen und Kohlenstoffverbrauch nachhaltig reduziert werden können. Der Brief betont, dass die Vorreiterrolle von Christen im Kampf gegen den Klimawandel auch ein wichtiges Zeichen dafür ist, wie wir unsere Nächsten lieben. „Deswegen verpflichten wir uns als Christen zu einem nachhaltigeren Lebensstil, zu Gebet und dazu, gemeinsam unsere Stimmen zu erheben; wir bitten jeden Einzelnen der Kirchen – als das weltgrößte Netzwerk –, sich uns und anderen anzuschließen und bitten die nationalen Leiterinnen und Leiter darin voranzugehen.” Viele Christen haben den Aufruf schon unterzeichnet; sie bezeichnen die globale Erwärmung als „die zentrale Herausforderung unserer Generation“. Unter ihnen sind:

• Irmgard Schwaetzer, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland
• Ekkehart Vetter, Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA)
• Uwe Heimowski, DEA-Beauftragter am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung
• Christoph Stiba, Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen in Deutschland
• Bischof Efraim Tendero, Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz
• Michael Diener, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Mitglied im Rat der EKD
• Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck und Mitglied im Rat der EKD
• Christina Brudereck, Schriftstellerin, Theologin, Künstlerin
• Evi Rodemann, Co-Vorsitzende des European Youth Ministry Network (Lausanne International)
Alle, denen diese Fragen am Herzen liegen, sind eingeladen, den Brief selbst zu unterzeichnen – unter www.renewourworld.net oder www.micha-deutschland.de.

Zum Autor

 Stefanie Linner ist Koordinatorin von Micha Deutschland