Der "Blankenburg-Virus"

Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg und ihr enges Verhältnis zur Allianzkonferenz

Seit Jahren gehört sie jeden Sommer zum festen Mitarbeiterteam der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg. Das war nicht immer so. Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg beschreibt, was sich verändert hat:

Ja, er hat mich erwischt, der „Blankenburg-Virus“, wie ihn Hartmut Steeb, unser Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, immer nennt.

Einmal Bad Blankenburg – immer Bad Blankenburg. Und damit meint er die Allianzkonferenz. Hartmut Steeb habe ich es zu verdanken, dass ich vom Virus erwischt worden bin. Jahr für Jahr hat er mich angefragt. Jahr für Jahr habe ich abgesagt. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil ich nicht konnte. Denn genau in diesem Zeitraum war ich immer mit unserer Gemeinde-Jugend beim „Missio Camp“ in der Rhön. Und dann kam das denkwürdige Jahr, in dem sich unsere nordrhein-westfälischen Sommerferien nicht mehr mit Nordbayern und dem „Missio Camp“ überschnitten. Und ich sagte zu, für Bad Blankenburg und die Allianzkonferenz. Und dann habe ich mich dort mit dem Virus infiziert. Auf Anhieb und mit voller Breitseite.

Inzwischen hat es auch unsere Gemeinde-Jugend erwischt. Das Jugendcamp in Bad Blankenburg vor und während der Konferenz ist „Kult“ geworden. So passiert es, dass um die 30 Jugendliche und mehraus unserem schönen Oberrahmede statt nach Südfrankreich oder ähnliche wunderbare Auslandsorte zum Zeltlager(!) nach Bad Blankenburg fahren. Mit vollem Herzen. Unser Jugendreferent aus OberrahmedeDaniel Scharf, ist der unüberbietbare Goldschatz, der gemeinsam mit anderen nun schon seit Jahren im Team das Internationale Jugendcamp leitet und mit anderen jungen Leuten als Mitarbeiter im Konferenzausschuss gelandet ist, um die jährliche Allianzkonferenz mit vorzubereiten. Also machen wir beide uns samt Fahrer aus dem OFK (Obdachlosen-Freundeskreis) am Steuer meines Autos viermal jährlich fast 400 Kilometer hin und fast 400 Kilometer zurück zur Konferenzausschusssitzung auf nach Bad Blankenburg und brüten mit den anderen Ausschussmitgliedern über der nächsten Konferenz.

Kurze Zeit nach den jungen Leuten erwischte es übrigens auch Erwachsene aus unserer Gemeinde. Und seit einer Reihe von Jahren gibt es zusätzlich die von einem Mitarbeiterpaar unserer Gemeinde geleitete Freizeit für Erwachsene zur Allianzkonferenz nach Bad Blankenburg. Zwischen 15 und 20 Erwachsene machen sich auf den Weg und folgen dem Beispiel unserer jungen Leute. Der Virus bleibt nicht allein.Er ist auch bei uns vor Ort ansteckend.

Die beste, größte, schönste Mitte im Leben

Was hat es nun mit dem Virus auf sich? Die Evangelische Allianz hat mein ganzes Leben hindurch zu mir gehört; sozusagen von Geburt an. In all den Jahren, als es die Konferenz Ost in Bad Blankenburg und die Konferenz West in Siegen in der „Hammerhütte“ gab, war ich in Siegen mit dabei. Als kleines Kind, als Jugendliche, Jahr für Jahr. Mit meinen Eltern, unserem Vater als Allianzvorsitzenden. Auch zu Hause in Lüdenscheid gehörte die Allianz zu meinem Leben. Die Jugendallianz in meiner Jugendzeit. Und als ich später selbst Pfarrerin wurde und in Oberrahmede vor Anker ging, da war die geliebte Allianzgemeinschaft von Stund an fester Bestandteil meines Lebens: Nicht nur die jährliche Allianzgebetswoche, sondern auch viermal im Jahr gemeinsames Allianzgebetsfrühstück, gemeinsame Aktionen für den Stadtteil und unsere Stadt. In späteren Jahren folgte die Gründung der „Gemeinsamen Weg-Initiative“, das Zusammengehen der evangelischen, katholischen und freikirchlichen Kirchen unserer Stadt.

Immer schon hat für mich die große Faszination am Andersartigen, Andersgeprägten, Andersdenkenden in mein Leben gehört. Es tut so gut, verbunden zu sein durch eine große gewaltige liebevolle Mitte, die beste, größte, schönste Mitte, die es je im Leben und in der Welt geben kann: Jesus, der Auferstandene, der uns alle in unserer ganzen Unterschiedlichkeit liebende und in unserer ganzen Bandbreite einende Herr.

So ein unendlicher Reichtum: Wir dürfen voneinander lernen, einander erweitern, inspirieren, befruchten, entdecken. Andersartigkeit stehen lassen, Fremdheit aushalten, Gleichmacherei vergessen, Wertschätzung leben. Prägungen behalten, Erweiterungen erleben. Vor allem Herzerweiterungen. Staunen, wie anders andere sein können. Und vor allem begreifen, dass ganz verschiedene Strickmustermenschen in ganz unterschiedlicher Weise Jesus lieben. Und dass wir miteinander Leute sein dürfen, die einander achtungsvoll begegnen, neugierig hinhören, offen miteinander austauschen, kennen lernen. Ohne einander zu zensieren, ohne einander in Ecken zu stellen, ohne einander misstrauisch zu beäugen. Was für ein Reichtum!

Eine Konferenz, die ihresgleichen sucht

Hartmut Steeb sagt immer mal den hingebungsvollen Satz: „Zu Hause, da macht jeder seins, in Bad Blankenburg, da sie sind alle eins.“ Ja, in gewisser Weise. Das war für mich das Faszinierende direkt bei meinem ersten Mal bei der Konferenz: die Unterschiedlichkeit und die Herzlichkeit untereinander. Da saß der Jugendliche mit dem Irokesen-Outfit im Gespräch mit dem alten Mütterchen, das auch noch mit angeschlagener Kraft auf der Konferenz war; der merkwürdig anmutende, nicht ganz gerade gestrickte Typ mit jemandem, der durchaus eine ganz andere Herkunft hatte, im Gespräch und in Begegnung.

Und die vielen Diakonissen! Was für eine Kostbarkeit! Menschen, die die Vergangenheit einer Diktatur hinter sich haben und Montagsgebete und Mauerfall und deren Vorgeschichte. Und Leute aus ganz anderem Hintergrund. Man begegnet sich an langen Tischen in der Speisehalle. Und erlebt die Treue und Liebe all derer, die hinter den Kulissen Dienst tun und mithelfen, die Konferenz zu ermöglichen.

Wer Liebe erleben möchte, Faszination, eine Konferenz, die ihresgleichen sucht, der sollte sich aufmachen nach Bad Blankenburg! Ich liebe Willow Creek, all das Durchgestylte und Durchorganisierte dort und versäume keine Konferenz. Aber die Bad Blankenburger Allianzkonferenz hat für mich das wunderbare Alleinstellungsmerkmal der großen Familie, des „Handgestrickten“ und gleichzeitig nach allen Kräften gut Organisierte und Gestaltete. Jesus als Mitte. Sein großes Ansinnen aus Johannes 17: dass sie alle eins seien! Und das eben in aller menschlichen Angeschlagenheit und Verpackung und Beeinträchtigung.

Bad Blankenburg und die Allianzkonferenz ist ein Segensort. Etwas, was Liebe und Mühe verdient und bekommt, worum sich alles Ringen lohnt. Der Widersacher, der ein Durcheinanderwerfer und Überrumpler ist, will täglich das göttliche Segensprogramm stören. „Dem widersteht fest im Glauben!“, schreibt der 1. Petrusbrief (1. Petrus 5, 9). Ja. Das werden wir. Mit Liebe ringen. Uns tapfer einsetzen. Gut vordenken, planen, uns einbringen. Und Menschen Mut machen: zu kommen, zu erleben, mitzubauen von innen heraus. Und Einzigartiges zu erleben. Ein Herr, der Liebe sät, belebt, erfahren und erleben lässt. Es lohnt sich so, nicht locker zu lassen, nicht zu versäumen.

In diesem Sinne: Bis im Sommer in Bad Blankenburg auf der Konferenz!

Zur Autorin

Monika Deitenbeck-Goseberg ist Pfarrerin in Lüdenscheid-Oberrahmede.