01.01.2017

Michael Eggert: Reformatorische Thesen

SPRING-Mitarbeiter über „ihre“ speziellen Solas (EiNS-Ausgabe 1/2017)

Michael Eggert: Sola Fide – Im Glauben festhalten, was Gott mir ins Herz gegeben hat

Allein aufgrund seines Glaubens (sola fide) wird dem Menschen das Seelenheil von Gott geschenkt – so lautete eine der eindeutigen, unangreifbaren und zeitlosen Speerspitzen Luthers gegen eine Kirche, die vermittelte, nur sie verfüge über den Zugang zu Gott und könne sagen, was man tun müsse, um diesen Weg zu Gott zu finden. Das wird eine Kirche niemals können. Denn es ist so einfach, Gott zu finden – er ist nur ein Gebet weit entfernt – und zugleich so schwer, weil diese für jeden offene enge Pforte zum Heil banalisiert, verdeckt oder lächerlich gemacht wird oder einfach nicht verstehbar ist, wie z.B. bei vielen Menschen im Osten Deutschlands.

Zu Luthers Zeiten war die Situation in einem Punkt anders als heute. Es gab keinen Atheismus, der die unsichtbare, übernatürliche Welt bestritt. Luther musste nicht unter Beweis stellen, dass es Gott überhaupt gibt. Es gab keine Menschen, die universell religiös immunisiert waren. Wir stehen vor einer Herausforderung, die Luther und Paulus nicht kannten: Menschen überhaupt erst einmal die Fremdsprache religiöser Begriffe zu erklären. Wir werden andere allerdings weniger mit Worten erreichen, schon gar nicht, wenn wir unsere Themen anschneiden. Sondern dann, wenn wir sie – in ihrem Tempo – den Brief lesen lassen, den Jesus in unserem Leben schreibt.

Was sagt uns „sola fide“ heute?

1. Sola fide heißt, ich bin schon wichtig. Ich kann aufhören, um Anerkennung zu ringen, und freudig wahrnehmen: Gott hat mich schon vollkommen anerkannt, was Menschen auch sagen mögen. Er liebt mich, obwohl er weiß, wie ich bin und hat auch noch einen Plan für mich. Ich muss um all das nicht mehr kämpfen. Ich habe schon, deswegen kann ich geben, z.B. andere mit grenzenloser Anerkennung ihrer Person (wenn auch nicht immer ihrer Worte und Taten) beschenken. Diese Einsicht wird meinem Wirken Vollmacht geben. Das wird Herzen bewegen.

2. Sola fide heißt, Gott baut seine Gemeinde, die unsichtbare Kirche, das Reich Gottes. Es geht ihm um den ganzen Organismus, „Leib Christi“ weltweit. Gott hat seine eigenen Baupläne und Zeitpläne. Er hat das Ganze im Blick. Wir haben kein Schema. Das entlastet mich, wenn gute Konzepte und Vorstellungen nicht planmäßig greifen. Trotzdem im Glauben festhalten, was Gott mir ins Herz gegeben hat. Allein durch Festhalten im Glauben wird die Gemeinde Jesu die auf uns zukommende Zeit überstehen.

3. Sola fide heißt, wir müssen auch heute Irrlehren entgegentreten, z.B., dass der Weg zu Gott über Jesus nur ein Weg ist. Jesus ist der Weg (Joh.14,6), auch wenn sich postmoderne Supermarktreligiosität daran ärgert und der Zeitgeist anderes diktiert.

Unerschütterlicher Glaube wird in Zukunft mehr als je zuvor das Licht der Welt, die Stadt auf dem Berge, sein und auch die Art und Weise, wie Gott Menschen zu sich zieht.

Michael Eggert

Zum Autor

Michael Eggert ist Schulpfarrer in Neudietendorf. Er arbeitet mit im SPRING-Bibelarbeitsteam „traditionell“ und ist Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz.