© Foto: Vatikan, Presseabteilung
WAS DIE ALLIANZVORSITZENDEN BEWEGT
Audienz bei Papst Franziskus: „Please pray for me!“
Von Ekkehart Vetter
Im Rahmen einer privaten Romreise im März entstand die Idee einer Begegnung mit Papst Franziskus – die wir bald auch in die Tat umsetzten: Zur Vorbereitung schrieb ich dem Papst einen Brief, der neben Deutsch in Englisch und Spanisch übersetzt wurde. Vermittelt wurde die kurze Begegnung durch den „Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen“, dessen Präsident Kardinal Kurt Koch ist. Jeden Mittwoch lädt der Papst Gläubige zu einer Generalaudienz. Hat man einen eigenen Termin, geleitet ein Mitarbeiter des Kardinals die Gäste zu einem besonderen Platz. Gegen Ende der Generalaudienz nimmt der Papst sich dort Zeit zu einem kurzen Gespräch. Man stellt sich dabei selbst vor und bedankt sich für die Möglichkeit der Begegnung. Ich habe in kurzen Worten – durchweg auf Englisch – den Inhalt des Briefes skizziert und dem Papst, bzw. seinen Mitarbeitern, eine Präsentationsmappe der Deutschen Evangelischen Allianz überreicht. Der Papst begrüßte meine Frau und mich freundlich und bat: „Please pray for me!“ Das Schreiben an Papst Franziskus hatte folgenden Wortlaut: „Verehrte Eminenz, Papst Franziskus! Herzlichen Dank für die Möglichkeit der Begegnung mit Ihnen bei der Generalaudienz! Die Weltweite Evangelische Allianz (World Evangelical Alliance) ist Ihnen bekannt. Ich darf Sie heute grüßen als Erster Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, eine der 128 nationalen Allianzen. Wir verstehen „evangelisch“ nicht konfessionell, sondern betonen das Evangelium als Zentrum unseres Glaubens und unserer Arbeit. So sind wir froh, dass in unserem Netzwerk in Deutschland auch vermehrt katholische Schwestern und Brüder mitwirken. Wir verfolgen insbesondere fünf Ziele: Wir beten und arbeiten für wachsende Einheit der Christen. Wir sind eine Gebetsbewegung. Wir wollen die Bibel in einer mehr und mehr säkularisierten Welt bekannt machen. Mission und Evangelisation gehört in unseren Fokus. Wir nehmen gesellschaftliche Verantwortung auf unterschiedlichen Ebenen wahr. Wir freuen uns, dass nicht nur evangelische Mitchristen, sondern auch katholische Schwestern und Brüder uns in diesen Zielen unterstützen. Ihnen möchte ich sehr herzlich danken, dass Sie immer wieder für Anliegen eintreten, die uns ebenfalls sehr wichtig sind. Ich nenne einige Beispiele:
Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Die Würde des menschlichen Lebens von der Zeugung bis hin zu einem natürlichen Tod. Die Heiligkeit der Ehe als einer Verbindung von Mann und Frau. Wir sind dankbar für diese und manche anderen gemeinsamen Überzeugungen, die ich hier um der gebotenen Kürze willen nicht alle aufzählen kann. Wir wissen um die bedeutsamen theologischen Konsultationen , die es zwischen römisch-katholischer Kirche und der World Evangelical Alliance gab und weiterhin geben wird. Darum ist uns ebenfalls bewusst, dass es nicht in allen theologischen Fragen Übereinstimmung gibt. Umso mehr sind wir dankbar für zahlreiche gemeinsame Ziele zwischen römisch-katholischer Kirche und der weltweiten evangelikalen Bewegung. Diese gemeinsamen Ziele sollten im Sinne von Johannes 17,21 die Basis für weitere Zusammenarbeit sein. Diesen Wunsch möchte ich Ihnen als Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz ausdrücklich angesichts unserer Begegnung übermitteln. Die sich immer mehr säkularisierende Gesellschaft in Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern braucht das Evangelium von der rettenden Gnade Gottes durch das Erlösungswerk Jesu Christi. Unser Wunsch und Gebet ist es, dass möglichst viele Nachfolger Jesu ihrem Herrn in wachsender Einheit nachfolgen, „damit die Welt glaubt“ (Johannes 17,21). Dieses Ziel verfolgt zum Beispiel der neu gegründete Christliche Convent Deutschland (CCD), in dem sich Christen verschiedener Konfessionen begegnen und wertschätzen lernen. Verbunden im Glauben an den Herrn Jesus Christus grüßt Sie herzlich“,
Ihr Ekkehart Vetter
Erster Vorsitzender
Zum Autor
Ekkehart Vetter ist Präses des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden und 1. Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz