23.05.2021

Paul Nollenberger ist „Mister Allianz“

14 Jahre lang war er örtlicher Vorsitzender der Allianz in Nürnberg.

von Margitta Rosenbaum

Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ Dieses Bibelwort
aus Matthäus 10 (Vers 32) hat Paul Nollenberger einst motiviert, Prediger zu werden. Und es hat ihn sein Leben lang begleitet. Zuerst wurde er Laienprediger, dann Pastor, später Superintendent und schließlich Leiter eines Diakoniewerkes. Mittlerweile lebt er in einer Seniorenwohnanlage – und ist auch mit über 90 Jahren immer noch diesem Auftrag treu. In all seinen Lebensjahrzehnten spielte die Gemeinschaft mit Christen anderer Prägung für ihn eine wesentliche Rolle. In Nürnberg nennen ihn manche wohlwollend: „Mister Allianz“. Das kommt nicht von ungefähr. Von 1976 bis 1984 gehörte er dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) an. Aus dem Hauptvorstand schied er aus, weil er sich ganz der Allianzarbeit in Nürnberg widmen wollte. 14 Jahre lang war er örtlicher Vorsitzender
der Allianz in Nürnberg. Und Nollenberger hat diese Arbeit eindrücklich geprägt und gefördert. Unter anderem schrieb er die Geschichte der Allianz in einem Buch nieder: „Miteinander unterwegs – 100 Jahre Evangelische Allianz Nürnberg (1904-2004)“.

Katholische Ordensschwester spricht Berufung aus
Paul Nollenberger wurde 1925 in Ottmarsheim in Württemberg geboren. Sein Vater verstarb früh. Mit 17 Jahren musste Paul Nollenberger zum Arbeitsdienst und wurde gleich darauf als Soldat eingezogen. Er erlebte die vernichtende Kraft des Krieges. Nach einer schweren Verletzung hatte man ihn schon aufgegeben. Als er dann doch überlebte, sagte ihm eine katholische Ordensschwester: „Herr Nollenberger, an Ihnen ist ein Wunder geschehen, Ihr Leben gehört nicht mehr
Ihnen. Gott muss etwas Besonderes mit Ihnen vorhaben.“ Diese Schwester war auch weiterhin Teil seines Lebens und betete bis zu ihrem Tod für Paul Nollenberger. Sie hatte als erste seine Berufung ausgesprochen.
1947 begann der junge Mann sein Theologiestudium in Tübingen, dem ein Jahr am Predigerseminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Frankfurt am Main folgte. Seine erste Pfarrstelle trat Nollenberger 1952 in Nürnberg an. Damals war eine übliche Erwartung an junge Geistliche, dass er die Bescheinigung eines Aufgebots vorlegte und innerhalb eines Vierteljahres auch tatsächlich heiratete ...

Von Nürnberg ging es nach Schwabach und von dort für zehn Jahre nach Stuttgart. Als nächste Station folgten Ludwigsburg und die Aufgabe als Superintendent des Distrikts Reutlingen. In diese Zeit fällt auch die Berufung in den Hauptvorstand der Evangelischen Allianz. Als die Berufung zum Direktor des Diakoniewerkes Martha-Maria in Nürnberg
an ihn herangetragen wurde, war er zunächst gar nicht begeistert. Mit seiner Frau – die er bald nach seinem Amtsantritt geheiratet hatte – betete er um die richtige Entscheidung. Er hätte sich gut vorstellen können, eine kleine Gemeindearbeit zu übernehmen. Sollte er jetzt wirklich wieder nach Nürnberg gehen? Gott antwortete auf die Gebete: Am nächsten Sonntag wurde im Gottesdienst das Lied „Er weckt mich alle Morgen“ angestimmt. In
der dritten Strophe heißt es: „Er will, dass ich mich füge, ich gehe nicht zurück.“ Am Sonntag darauf wurde erneut dieses Lied gesungen und am nächsten Sonntag noch einmal ... „Ich wusste, was ich tun soll. Wenn die mich haben
wollen, dann gehe ich wieder nach Nürnberg“, erinnert Nollenberger sich. Über diese Entscheidung freute man sich nicht nur in Martha-Maria. Mit dem Nürnberger Pfarrer Kurt Heimbucher war im Hauptvorstand der Allianz eine gute Verbindung gewachsen. Er schlug Paul Nollenberger gleich als seinen Nachfolger für den Vorsitz der Allianz Nürnberg
vor. Doch der erbat sich zuerst ein Jahr Zeit, um in Nürnberg wieder richtig Fuß zu fassen und die Brüder kennenzulernen.

Nürnberger Allianz-Jahre
Nachdem Heimbucher als hauptamtlicher Präses des Gnadauer Verbandes nach Dillenburg umgezogen war, blieb die Nürnberger Allianz zunächst ohne 1. Vorsitzenden. Nach einem Jahr aber musste schließlich eine Entscheidung getroffen werden. So wurde Paul Nollenberger 1984 zum 1. Vorsitzenden der Evangelischen Allianz Nürnberg gewählt. Zunächst behielt er sich eine Begrenzung der Amtszeit auf zwei Jahre vor. Doch daraus sollten 20 Jahre werden ... Das Besondere der Nürnberger Allianzarbeit war die jährlich stattfindende „Fränkische Glaubenskonferenz“,  die seit 1904, angeregt durch Erfahrungen bei der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg, regelmäßig in Nürnberg abgehalten wurde. In diese Amtszeit fiel der Jugendkongress „Christival 88“ – mit 18.500 Dauerbesuchern auf dem Messegelände und 30 000 Besuchern bei der Abschlussveranstaltung. Im Herbst des gleichen Jahres fand in der Frankenhalle dann „Schritte 88“ statt, eine Evangelisation mit Ulrich Parzany. 1990 wurde erstmals eine Frau als Gast und zu erwartendes Mitglied im Allianzkomitee begrüßt: Es war Hildegard Spörl. Mit Schwester Eva-Maria Klöber aus Puschendorf, die bereits Mitglied im Hauptvorstand der DEA war, kam eine weitere Frau dazu. In diesem Jahr musste eine schwierige Entscheidung getroffen werden. Der pfingstkirchliche Evangelist Reinhard Bonnke plante eine Großevangelisation in Nürnberg. Nach einer ausführlichen Diskussion beschloss das Komitee, die Mitarbeit abzulehnen, da die Vorbereitungszeit zu kurz sei und keine ausreichende Möglichkeit der Einflussnahme auf Inhalt und Gestaltung der Großevangelisation gegeben war. Der Beschluss wurde ohne Gegenstimmen gefasst, mit nur einer Enthaltung.    

Aktiver Ruhestand
1991 stand für Paul Nollenberger der Wechsel in den Ruhestand an. Damit wollte er auch den Vorsitz der Allianz Nürnberg abgeben und wieder zurück nach Württemberg ziehen. Paul Soellner, der 2. Vorsitzende des Allianzkomitees, bat ihn jedoch dringend zu bleiben und weiter die Allianz zu leiten. Nollenberger und seine Frau lehnten ab. Er selbst sieht es als Eingreifen Gottes, dass er ausgerechnet in dieser Zeit einen Bandscheibenvorfall bekam. Über Wochen war es nicht möglich, Auto zu fahren und eine Wohnung zu suchen. Bruder Soellner hatte inzwischen eine schöne Wohnung für den Ruhestand ausgesucht, die das Ehepaar Nollenberger dann in Nürnberg beziehen konnte. So  konnte er seine Arbeit in der Nürnberger Allianz bis 1998 fortsetzen. „Ich will mit Freuden meinen Dienst versehen, solange ich kann, die frohe Botschaft unter die Leute zu bringen, das ist mein Anliegen“, sagte er noch in hohem Alter. Bis ins Jahr 2018 predigte er im Diakoniewerk Martha- Maria in Nürnberg. Dann wurde er auf eigenen Wunsch aus dem aktiven Dienst verabschiedet.

© Klaus Ulrich Ruof

2021/2 EiNS-Magazin

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