01.10.2017

Zwölf Thesen

Was die Allianz-Vorsitzenden zum Jahreswechsel bewegt (EiNS-Ausgabe 4/2017)

Was ist für die Zukunft der Evangelischen Allianz von Bedeutung – im Jahr 2018 und darüber hinaus? Die beiden Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Ekkehart Vetter und Siegfried Winkler, haben ihre Überlegungen in zwölf Thesen zusammengefasst:

Evangelisation fördern – Deutschland in den Blick nehmen

Menschen brauchen Jesus! Wie können wir angesichts der zunehmenden Säkularisierung unser Land mit dem Evangelium erreichen? Dieses Thema behält höchste Priorität – und schließt bewusst diejenigen ein, die mit einem anderen religiösen Hintergrund zu uns gekommen sind. Was können die vielen uns verbundenen Werke, Initiativen und Bewegungen unter Nutzung der zur Verfügung stehen Möglichkeiten dazu beitragen?

Einheit bewahren und gestalten

Es ist für die Zukunft von entscheidender Bedeutung, dass wir als Christen unterschiedlicher Herkunft 1. die DEA-Glaubensbasis als unsere gemeinsame Grundlage ernst nehmen und unsere Überzeugungen und Auffassungen daran messen lassen, 2. zusammenbleiben und 3. respektvoll mit unterschiedlichen Auffassungen unter uns umgehen.

Örtliche Allianzen unterstützen und stärken

Evangelische Allianz wird vor Ort gelebt. Ein wesentlicher Bestandteil unserer Bewegung sind die örtlichen Allianzen. Deshalb werden wir verstärkt den Kontakt zu ihnen suchen, um sie angesichts der örtlichen Fragen und Herausforderungen zu unterstützen und das gelebte Miteinander der Christen vor Ort zu fördern.

(Frei-)Kirche / Gemeinde …

… darf nicht zur Status-quo-Verteidigerin einer älteren Zeit werden, wo vor allem die langjährig Gläubigen gut bedient werden. Die Gemeindebasis braucht innovative und kreative Impulse für Gebet und Evangelisation. Sie sehnt sich nach Einheit auf allen Ebenen und hingegebener Jesusnachfolge. Die Basis liebt es, neben lebendiger Gemeindearbeit vor Ort Teil von etwas Großem zu sein – und dies können wir bieten: wenn wir Einheit leben, engagiert und hingegeben Jesus folgen und auch auf bundesweiter Ebene unserer Einheitsbewegung Frucht hervorbringen.

Gemeinsames Gebet fördern

Gebet ist der Pulsschlag des Glaubens. Die jährliche Allianzgebetswoche ist eine besondere Gelegenheit zum gemeinsamen Gebet, die Jesus uns anvertraut hat. Deshalb gilt es, sie in besonderer Weise zu nutzen und ihre Möglichkeiten immer wieder neu zu entdecken, ansprechende Gebetstreffen zu gestalten und neue kreative Formen zu praktizieren. Durch regelmäßige Impulse zum Gebet fördern wir die Entwicklung von der Gebetswoche zur Gebetsbewegung, das ganze Jahr hindurch.

Integration der zu uns Gekommenen unterstützen

An vielen Orten engagieren sich Allianzgruppen in der Arbeit mit Flüchtlingen. Dieses „Netzwerk der Helfer“ ist ein aktiver Beitrag zur Integration derer, die zu uns gekommen sind (vgl. auch Artikel auf S. 32 im Heft). Da die Länge die Last trägt, wollen wir zur „zweiten Meile“ ermutigen und konkrete Anregungen für die Arbeit vor Ort geben. Zugleich werden wir uns, wo immer nötig, fremdenfeindlichen Tendenzen entgegenstellen.

Gemeinsamkeiten suchen

Weil Einheit das DEA-Leitmotiv ist – ein Netzwerk, eins in Christus, mit gemeinsamer Glaubensbasis –, regen wir an, Einheit wo immer möglich auf dieser Basis zu leben. In den vergangenen Jahren ist ein wachsendes Miteinander mit katholischen Geschwistern entstanden. Da wir „evangelisch“ nicht konfessionell verstehen, sondern als „dem Evangelium verpfl ichtet“, laden wir Christen aller christlichen Kirchen ein, auf Grundlage unserer Glaubensbasis mit uns Gemeinschaft zu leben. Wir fokussieren uns auf das, was uns gemeinsam entscheidend wichtig ist: Nämlich Jesus zu folgen – und in kraftvollen, zeugnishaft lebenden, lokalen Kirchen und Gemeinden Sein Evangelium zu bezeugen und Glauben leidenschaftlich zu leben.

Veränderungen in der Evangelischen Allianz gestalten

Allianz ist immer in Bewegung. Die Erweiterung des Hauptvorstandes durch die Berufung neuer Mitglieder brachte eine größere geistliche Breite, die es positiv zu gestalten gilt. Die internationale Allianzgebetswoche, das Evangelische Allianzhaus in Bad Blankenburg, die Bad Blankenburger Allianzkonferenz, das GemeindeFerienFestival SPRING, die Mitwirkung am „30 Tage Gebet für die islamische Welt“ und anderes mehr sind gute Gelegenheiten, Allianzgemeinschaft zu erleben und weiter zu entwickeln.

Die nächste Generation gewinnen

Die Einheit der Christen, das gemeinsame Gebet, Evangelisation, Bedeutung der Heiligen Schrift und gesellschaftliche Verantwortung sind „unsere Anliegen“ als Evangelische Allianz. Unser Auftrag lautet, auch die nächste Generation für diese Anliegen zu begeistern und ihnen zugleich den Freiraum zu eröffnen, diese in anderer Weise zu leben als bisher. Alles mit dem Ziel, dass dadurch Jesus geehrt und sein Reich gebaut wird.

Innovation

Die Welt des Glaubens ist pluraler und bunter geworden. Der lebendige Herr der Kirche lässt sich offensichtlich in keine monotone Gemeindeform pressen noch sich vorschreiben, wo und wie Er seine Gemeinde bauen will – neue Gemeindegründungen, rockiger Lobpreis, fröhliche internationale Gottesdienste landauf, landab lassen grüßen. Wir wollen sie willkommen heißen, die innovativen, manchmal ausgefl ippten, aber Jesus liebenden Gemeindebauer/innen und – von ihnen lernen!

Einmischen

Das Evangelium verpfl ichtet uns, weil es so ist wie es ist, zu Themen des politischen Gemeinwesens Stellung zu nehmen. Zu vielen Fragen – Bewahrung der Schöpfung und Nord-SüdKonfl ikt, Grundrecht auf Asyl und Rassismus, Schutz allen Lebens und Abtreibung, Nahost-Konfl ikt und Familienpolitik, Rüstungsexporte usw. – haben Christen im Sinne biblischer Wahrheit etwas zu sagen!

Gott und den Nächsten lieben, Sein Wort achten

Fasziniert von unserem Gott und dem, was er in Jesus für uns getan hat – sola gratia, sola fi de, solus Christus – wollen wir lernen, Ihn von ganzem Herzen zu lieben und Ihm leidenschaftlich nachzufolgen. Seine radikale und voraussetzungslose Liebe zu Menschen soll uns Inspiration sein. Wir wollen Botschafter der Liebe Gottes sein – zu allen Menschen. Aus Liebe zu Gott wollen wir sein Wort achten – sola scriptura – und es als höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung anerkennen.