01.04.2018

(M)eine Reise durch die Allianz-Welt

Michael Eggert, neues Mitglied im Geschäftsführenden Vorstand, sammelt „Einblicke in die Schatzkammer Gottes (Teil 2)

Elbingerode

Am 1. September 2017 kehre ich an eine historische Stätte zurück. In den 80er Jahren habe ich im Diakonissen-Mutterhaus „Neuvandsburg“ Krankenpflege gelernt. Hier fand ich auch zum Glauben. Meine Lehrschwester Renate Peetz, die noch bis zum 75. Lebensjahr die Altenpflegeausbildung leitete und genauso frisch wirkt wie vor 37 Jahren, empfängt mich zu einem zweistündigen Austausch über alte Zeiten und Elbingeröder Neuigkeiten. Sie ist begeistert von meinen Besuchen bei Hauptvorständen. Ihren Rat bezüglich des Älterwerdens merke ich mir: Nie aufhören, immer weitermachen!

Dann treffe ich Direktor Reinhard Holmer. Seine Schwester Christine kenne ich ebenfalls noch aus Elbingeröder Zeiten, seinen Vater Uwe Holmer schätze ich als Fels in der Brandung des Zeitgeiststurms. Reinhard erzählt von geringer werdenden Diakonissen-Zahlen, vom Umbau des Altenpflegezentrums, vom Bauhaus-Jahr 2019 (das für das Mutterhaus, das nach diesem Stil erbaut ist, eine Chance der öffentlichen Wahrnehmung bietet), vom Ausbau des Badbereichs und vom Religionsunterricht in der Altenpflegeschule. Ich frage, wie er seinerzeit die Erweiterung des Allianzhauses in Bad Blankenburg finanziell geschafft hat. Seine Antwort: Wir waren immer auf Gott angewiesen. Aber in einer Andacht zum Thema: „Habt ihr je Mangel gehabt?“ hätte er bekannt: Es gab Zeiten, in denen es knapp war, aber immer konnten alle Gehälter und Rechnungen bezahlt werden. Gott ist treu!

Berlin

Am 21. September treffe ich Friedbert Neese, den Leiter des Dienstbereichs Mitarbeiter und Gemeinde beim Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Er erzählt mir vom nahenden Ruhestand, dass sein Nachfolger aus Erfurt kommt, wir sprechen über die Verschiedenheiten in Gemeinden, über demografische Veränderungen, die eine teilweise hohe Altersstruktur begründen, und über Mission. In Elstal tagt gerade das Evangelische Missionswerk, das die Weltmissionskonferenz 2018 in Arusha/Tansania vorbereitet. Hier bin ich auch mit OKR Dr. Erhard Berneburg verabredet. Seine beiden Schreibtische stehen bei der AMD in Berlin und der EKD in Hannover. Wir sprechen ebenfalls über Mission. Er meint, die kirchlichen Möglichkeiten seien sehr groß, allerdings könnten die Impulse größer sein. Die Evangelische Allianz (DEA) sei bei diesem Thema ein wichtiges Gegenüber zur EKD.

Anschließend besuche ich Wladimir Pikman, den Leiter von Beit Sar Shalom in Berlin. Seinen Mitarbeiter Andrej Ignatenko lernte ich bei „Dynamissio“ im Frühjahr kennen. Ich höre, wie sie als messianische Juden von evangelischen Kirchentagen ausgeladen werden, nur einmal bekamen sie, wohl versehentlich, einen Stand in Dresden. Ich erfahre manches von der Gemeinde vor Ort und werde als Referent zur Israelkonferenz im November eingeladen.

Der anschließende Besuch bei Erhart Zeiser in der ChristusKirche Berlin-Mitte ist eine weitere Zeitreise für mich. Hier besuchte ich in den 80er Jahren die Elimgemeinde, in der bekannte Pastoren aus dem Westen predigten. Das Gotteshaus im Hinterhof wurde völlig neu und jugendgerecht renoviert, obwohl es gegenwärtig mehr ältere Gemeindemitglieder gibt. Auf die Frage, ob er merke, hier im ehemaligen Osten zu sein, antwortet er: Ich habe bei meinem Amtsantritt gesagt, West und Ost gibt es für mich nicht, ich bin Berliner!

Am Abend treffe ich Martin Reakes-Williams in Leipzig. Er ist neu im Hauptvorstand und leitet die anglikanische „Leipzig English Church“, eine internationale Gemeinde mit vielen Studenten und jungen Familien. Martin fährt bald nach Brüssel und wird Kanonikus, eine Art Domherr. Ich erfahre, dass es neun anglikanische Gemeinden in Deutschland gibt, dazu drei amerikanische anglikanische Gemeinden an Militärstandorten.

Von Gießen bis Bergneustadt

Ende Oktober bin ich bei Wolfgang Baake, dem früheren Politik-Beauftragten der DEA, in Wetzlar. Trotz gesundheitlich zeitweise enger Grenzen predigt er, organisiert Kongresse, verfolgt das Allianzgeschehen und äußert sich zu wichtigen Themen, auch in sozialen Medien.

Am frühen Abend treffe ich Karl-Heinz Zimmer im Büro von Willow Creek Deutschland in Gießen. Er zeigt mir die Landkarte von Partnergemeinden und die Tafel mit dem aktuellen Stand der Vorbereitungen zum Kongress im Februar 2018 in Dortmund. Gemeinsam staunen wir, dass sich die Kongresse über so lange Zeit wachsender Aufmerksamkeit erfreuen.

Dann geht es nach Haiger zu Herbert Putz, dem Referenten des Arbeitskreises für Migration und Integration (AMIN). Ich höre von Kongressvorbereitungen, seinem Engagement vor Ort und von den Evangelisationen Christ4Arabs und Christ4Afghans. Wir loten Möglichkeiten der Gründung von AMIN-Gruppen im Osten aus.

Am nächsten Morgen treffe ich Torsten Kerstein, der mit mir vor zwei Jahren zusammen in den Hauptvorstand berufen wurde. Er leitet die Ortsallianz „Im Hickengrund“ und arbeitet in der Firma „Weiss“, die seit 200 Jahren von einer christlichen Familie geleitet wird. Torsten ist Leiter der Abteilung Trennelemente, die an Häusern oder Flughäfen angebaut werden. Es wird ein kurzer Besuch, da seine nächste Besprechung wartet. So habe ich noch Zeit vor meiner nächsten Verabredung. An einem Straßenschild fällt mir der Ortsname Ewersbach auf. Da war doch was …

Eine halbe Stunde später stehe ich auf dem Gelände der Theologischen Hochschule. Im Hauptgebäude hat auch die Allianzmission ihren Sitz. Vor kurzem wurde in Weimar eine Missionarin aus der FeG nach Japan ausgesandt. Albert Giesbrecht, der hier arbeitet, hat in diesem Gottesdienst gepredigt. Jutta Lauber zeigt mir die Räume. Auch in der Hochschule, wo heute kein Studienbetrieb ist, bekomme ich eine spontane Führung von Eva Geil.

Theologen-Visite

Nun wird es knapp. Mittags bin ich in Bergneustadt bei Dr. Horst Afflerbach. Wir treffen uns an der Rezeption, auch der Leiter des Forums Wiedenest, Ulrich Neuenhausen, begrü.t mich. Beim Mittagessen werde ich den Studenten als Gast vorgestellt. Alle klatschen. Das beeindruckt mich. Ich fühle mich willkommen und zuhause. Horst zeigt mir das ganze Anwesen, auch das Haus, in dem 1919 alles begann. Ich sehe einen Klassenraum und es werden spontan gute Erinnerungen an mein Schulpfarramt wach, das ich bis vor anderthalb Jahren innehatte. Er zeigt mir sein Arbeitszimmer; nebenbei erfahre ich, dass ihn diese Führung die Teilnahme an einer Sitzung kostet.

Keine zwei Stunden später sitze ich im Zimmer des Rektors der Freien Theologischen Hochschule in Gießen, Prof. Dr. Stephan Holthaus. Wir sprechen über die Akkreditierung von theologischen Hochschulen und über die Frage einer Übernahme von Absolventen in landeskirchliche Stellen. Dies ist gegenwärtig noch nicht möglich. Auch hier höre ich, dass nur noch wenige Studenten direkt als Prediger in die Gemeinde wollen.

Beim ERF in Wetzlar treffe ich kurz darauf Dr. Jörg Dechert, der vor einem Jahr mit mir in den Geschäftsführenden Vorstand gewählt wurde. Ich höre, dass sein Vorgänger Jürgen Werth einen sehr guten Übergang gestaltet hat. Jörg ist für rund 180 Mitarbeiter verantwortlich. Er möchte noch mehr in On-Demand- Medien investieren, die extra bestellt und bezahlt werden.

Auf der Heimfahrt nach einem extrem ereignisreichen Tag nehme ich über „BlaBla- Car“ zwei Mitfahrerinnen mit, eine davon bis Erfurt. Bald stellt sich heraus, dass diese aus meiner früheren Vikariatsgemeinde stammt und ich bei ihrer Einschulung dabei war! Die Oma wird gleich angerufen und kann sich noch gut an mich erinnern. Die Welt ist klein!

Michael Eggert ist Gemeindepfarrer in Weimar.

In EiNS 3/18 folgt die Fortsetzung seines Allianz-Reiseberichts