Ausgabe 1/2024
Liebe EiNS-Leserinnen und Leser,
in Frieden miteinander zu leben ist seit jeher für Menschen
eine Herausforderung, auf allen Ebenen, auch in der Kirche
Jesu Christi. „Er, Jesus, ist unser Friede.“ (Epheser 2,14) Dieser
kurze Satz von Paulus hört sich beschaulich an, war aber
in vielen Gemeinden, die Paulus gegründet hatte, radikal anstößig.
Hier kamen Juden und Heiden zusammen. Das klingt
für uns heute undramatisch, aber damals war es in vielerlei
Hinsicht eine hoch explosive Mischung: Kulturell, sprachlich,
im Blick auf Lebensstilfragen, aber auch hinsichtlich
politischer und religiöser Themen. Das Zusammenkommen
von Juden und Heiden in der Gemeinde Jesu hatte das Potenzial
für viele Spannungen. Juden in der Diaspora besuchten
die Synagoge, glaubten wie alle anderen Juden an den
einen Gott. Hier konnte Paulus mit seiner missionarischen
Predigt anknüpfen. Die Heiden dagegen waren von griechischem
Polytheismus geprägt, ein diametraler Gegensatz zu
grundlegenden jüdischen Überzeugungen. Sowohl religiös
als auch kulturell trennten Juden und Heiden Welten. Zwar
war mancher religiöse Fundamentalkonflikt mit der Bekehrung
zu Jesus im Grundsatz geklärt, aber frühere Vorstellungen
und Prägungen wirken nach, beeinflussen das Denken,
die Beurteilung einer Situation und die Entscheidung, was
zu tun sei. Juden- und Heidenchristen wollten von Herzen
Jesus im Alltag nachfolgen und kamen doch zu ganz unterschiedlichen
Erkenntnissen, was dies konkret für den Alltag
bedeutet.
Mehrfach spricht Paulus diese Spannungen an. Im Römerbrief
lautet die Lösung für die streitenden Parteien:
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat.“
(Römer 15,7)
Jesus bringt zusammen
Weil Christus zu beiden Gruppen JA sagt, darum sollen auch
Juden und Heiden Ja zueinander sagen. Unter der Führung
des Friedensstifters Jesus Christus können Menschen zusammenfinden,
die ansonsten vieles trennt. „Denn ihr seid alle
durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr
alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezo-
gen. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave
noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt
einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,26-28) Zäune werden
niedergerissen und Gräben zugeschüttet, weil der Glaube
an Jesus Menschen vereint, die in der Gesellschaft – damals
wie heute – gepflegt auf Distanz blieben.
Gesellschaften wandeln sich im Laufe von Jahrhunderten,
Herausforderungen bleiben vergleichbar. Vor unserer Haustür
leben sehr unterschiedliche Menschengruppen mit-, oft
neben- und manchmal gegeneinander. Die globale Perspektive
in Bezug auf Frieden ist aktuell bedrückend.
Was bedeutet es, in dieser Situation dem Friedensstifter
Jesus zu folgen? Vor einigen Jahren war die Frage populär:
What would Jesus do? (Was würde Jesus tun?). Wir können
ergänzend fragen: What would Paul recommend? (Was
würde Paulus empfehlen?). Ich bin sicher, Paulus‘ Anliegen
wäre es primär, dass Menschen aus unterschiedlichen Gruppen
zum Glauben an Jesus finden. Damit hätten sie ein gemeinsames
Fundament, nämlich Frieden mit Gott. Paulus
würde mit ihnen e i n e Gemeinde bauen, denn Menschen,
die dem Friedensstifter Jesus Christus nachfolgen, sollen lernen,
in Liebe und Frieden und echtem Wohlwollen (Shalom)
für- und miteinander zu leben.
Diese Welt braucht Frieden, im Kleinen wie im Großen.
Diese Welt braucht Jesus. ER ist unser Friede.
Herzliche Segensgrüße
in IHM verbunden,
Ihr
Dr. Reinhardt Schink
Vorstand der Evangelischen Allianz in Deutschland
2024/1 EiNS-Magazin
Friedensstifter sein
Wie Christen den Frieden Gottes erleben und weitergeben können