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"Wie können wir wirklich in Deutschland eine Stimme sein?“
Das EiNS-Interview zum ZukunftsForum der Evangelischen Allianz: Blicke zurück - nach vorne
"Wie können wir wirklich in Deutschland eine Stimme sein?“
Rund 230 Teilnehmende zählte das ZukunftsForum, das die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) vom 31. Oktober bis 2. November in Hannover organisiert hat – und das sich in zahlreichen innovativen und interaktiven Formen mit der Frage beschäftigte, wie die wichtigen Schritte in die Zukunft aussehen können: für die Evangelische Allianz und für die Christenheit überhaupt in Deutschland. Im EiNS-Gespräch bewerten drei, die dabei waren, das Forum – passend zum Digitalisierungs-Thema per Videokonferenz:
Die Geschrächspartner:
Daniela Knauz (52), verheiratet, Mitglied der FEG Rödermark, Referentin für Frauen und Ältere Generation im Bund Freier evangelischer Gemeinden.
Beatrice-Michele Franke (28), Gemeindegründung „Hope Church“ in Hannover, leitet dort das „Welcome“-Team, Ausbildung als Jugendreferentin (Bibelschule Wiedenest), später Lehramts-Studium (Theater, Deutsch), verheiratet, 2 Kinder
Ekkehart Vetter (63), Präses des Mülheimer Verbandes, 1. Vorsitzender Evangelische Allianz in Deutschland, verheiratet, 6 Kinder
Das ZukunftsForum (ZF) hatte 12 Vorträge, 19 Arbeitsgruppen, Lobpreis, Gebet, thematische Spontan-Diskussionsrunden wie „Barcamps“ und Pausengespräche rund um die Themenfelder Bibel, Gebet, Evangelisation, gesellschaftliche Verantwortung, Digitalisierung und Einheit im Programm. Wart ihr überrascht davon?
Knauz: Wir haben gewusst, es wird interaktiv und hat nicht die klassischen Formate mit Vorträgen und Nachfragen. Dabei ist ja immer die Frage: Machen die Leute mit? Lassen sie sich darauf ein? Und ich fand positiv überraschend, was für eine Dynamik sich entwickelt hat, wie gut wir miteinander ins Gespräch gekommen sind. Die Leute haben toll mitgemacht, ich glaube auch, aus jeder Altersklasse.
Franke: Ich habe es ähnlich empfunden, ganz spannend. Ich hatte vorher mit der Evangelischen Allianz nicht großartig etwas zu tun. Und der Titel – „ZukunftsForum“ – klang auch nicht nach dem modernen Titel schlechthin ... (Knauz und Vetter lachen)
Franke: ... deswegen war ich hochgespannt, wie es wird. Und ich fand die interaktiven 15-Minuten-Beiträge superspannend, die innovativen Ansätze mit den Barcamps, das Anreißen von tiefen Themen, hat mich dazu angeregt, selbst weiterzudenken. Mich hat das Forum auf jeden Fall auch aufgerüttelt.
Vetter: Das Ziel für uns in der Vorbereitung war: Wir wollen, dass sich so viele Leute wie möglich inhaltlich beteiligen. Spannend fand ich: Du weißt ja am Anfang nicht, was am Ende an Inhalten herauskommt.
Und: Was ist am Ende herausgekommen?
Vetter: Wir wussten, es würde die Barcamps geben, aber was die Beteiligten dann inhaltlich diskutieren würden – und mit welchem Ergebnis die Diskussionsrunden abschließen –, das wusste vorher kein Mensch. Uns war wichtig: Wir alle, die da sind, sind diejenigen, die das Forum gestalten. Ein klares Ziel, im Sinne eines inhaltlichen Ergebnisses, war vorher gar nicht zu formulieren. Es ging eher darum, dass die Leute nach Hause fahren und sagen: Ich habe meinen Beitrag geleistet, hier ist ein Thema, an dem ich weiterdenken und -arbeiten möchte.
Franke: Bei mir ist dieses Gefühl entstanden: Evangelische Allianz – das ist der Zusammenschluss von vielen, vielen Christen, die gemein-sam etwas erreichen wollen. Hier hatte man echt das Gefühl: Wirklich alle dürfen und sollen etwas sagen und beitragen! Jedem wurde Mut dazu gemacht. Ich finde das cool! Oft erlebt man ja auch ein bisschen Bequemlichkeit: Man setzt sich einfach hin und hört zu. Wir sind aber herausgerufen aus dieser Bequemlichkeit: Wir dürfen selbst mitgestalten. Das fand ich spannend und es hat beim Forum auf jeden Fall funktioniert!
Knauz: Ich glaube, dass wir in Hannover wirklich ins Gespräch gekommen sind. Evangelische Allianz ist für alle Generationen wichtig. Und das muss darin sichtbar werden, dass jeder wirklich mitreden darf. Das hat mich fasziniert: Es darf jeder Teil werden, mitgestalten – das ist beim Forum sehr gut gelungen. Ein Netzwerk darf nicht von ein paar Köpfen leben, sondern alle sollen beteiligt sein.
Nach einem Kongress fragen andere ja nach: Ehepartner, Freunde, Mitarbeitende in Gemeinden: Wie war das ZukunftsForum? Was gab es von Hannover zu erzählen?
Knauz: Man hört ja immer mal, Allianz ist irgendwie altbacken, keiner hat mehr Interesse daran ... Und das fand ich richtig inspirierend, darüber habe ich auch mit meinem Mann gesprochen: Allianz lebt! Das hat das Forum gezeigt. Und das hab ich auch bei der Gebetswoche jetzt gedacht: Es war teilweise so lebendig, richtig voll! Die Leute haben einen Bezug zur Allianz! Ich glaube, es tut uns gut, wenn wir, auch im Allianz-Vorstand, erkennen: Wir müssen nicht kämpfen gegen Mühlen! Es ist nicht alles am Einschlafen!
Vetter: Das ging mir ähnlich. Und ich denke auch an andere Elemente des Forums, die nicht geplant und so auch nicht erwartbar waren, nämlich geistliche, meditative, Gebets-Zusatzelemente, prophetische Worte. Dass es bei diesem Forum möglich war, solche geistlichen Elemente einzubringen, fand ich bemerkenswert; das hatte ich in dieser Form im Allianzkontext bisher nicht erlebt.
Franke: Dem kann ich mich anschließen. Ich fand die geistliche Freiheit sehr berührend. Wie ganz unterschiedlich geprägte Christen zusammengekommen sind in Einheit, wie sie Gott angebetet haben, das hat mich sehr berührt. Außerdem fand ich die Möglichkeit der Vernetzung wichtig. Wir haben uns alle geduzt, so dass die Grenze, die sonst da ist, von Anfang an weg war. Ich habe mich lange persönlich mit dem, ich glaube, Chef von Krelingen unterhalten, was ich sehr schön fand. Während des ganzen Forums hatte man das Gefühl: Wir kommen hier wirklich als „Brüder“ und „Schwestern“ zusammen. Man sagt das oft so, aber es war wirklich so: Wir waren als „Geschwister im Herrn“ zusammen.
Wie nehmt ihr Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) in eurem Alltag im Normalfall wahr? Ihr habt von „altbacken“ in der Wahrnehmung gesprochen. Vom Forum her geschlossen: Was – und wie – ist Evangelische Allianz denn nun?
Knauz: Allianz lebt ja immer von den Leuten vor Ort. Wie weit bilden Christen und Gemeinden tatsächlich ein Netzwerk? Und da glaube ich, hat das Forum nochmal einen großen Impuls gebracht. Wir haben gesagt: Wir wollen nicht stehenbleiben, sondern wollen in die Gesellschaft hineinwirken, miteinander als Christen aus unterschiedlichen Denominationen und Werken schauen: Wie können wir wirklich in Deutschland eine Stimme sein? Und da haben wir mit dem Forum einen Schritt nach vorne gemacht.
Franke: Ich hatte von dem ZukunftsForum ausgehend das Gefühl, dass der Wunsch nach Einheit gestärkt wird. Ich habe lange in einer Hausgemeinde gelebt, die sehr auf sich selbst bezogen war. Mich hat das immer gestört, weil ich dachte: Wir sind Brüder und Schwestern und wollen doch alle das Gleiche! Und da habe ich das Gefühl: Die Evangelische Allianz passt gut zu unserer Zeit, in der Konfessionsgrenzen immer stärker aufgebrochen werden und nicht mehr diese große Bedeutung tragen. Dadurch ist eine Einheit möglich und es besteht nicht mehr diese Grenze, wie ich sie früher in meiner Jugend noch stark erlebt habe. Wir haben die Chance, eine größere Einheit unter der Christenheit zu schaffen: indem wir andere Gemeinden und Christen wertschätzen und anerkennen.
Heute, mit einigen Wochen Abstand gefragt: Was waren nach eurer Einschätzung die wesentlichen inhaltlichen Akzente des Forums, für den Gemeinde-Kontext?
Knauz: Ich habe vor kurzem nochmal meine Notizen hervorgeholt. Und da ist wirklich der eine große Punkt, den Beatrice auch genannt hat: die Einheit der Christen. Das ist das, was wir beispielsweise mit SPRING, mit der Allianzkonferenz und verschiedenen anderen Foren versuchen. Daran müssen wir weiterarbeiten, denn es ist noch viel Potenzial nach oben vorhanden, finde ich. Inhaltlich hat mich auch das Thema Digitalisierung fasziniert. Da dürfen wir die Entwicklung nicht verschlafen. Wir wollen als Allianz gesellschaftlich mitprägen – und das heißt für mich auch: digital auf Vordermann zu sein; dass wir beispielsweise Videokonferenzen machen, damit Leute nicht mehr hunderte von Kilometern mit dem Auto unterwegs sind. Es fasziniert mich, dass wir dieses Thema angepackt haben. Es wird sicher auch in Zukunft ein Thema sein, das uns auch miteinander vernetzt.
Vetter: Bemerkenswert fand ich auch: Wir sagen immer schon, wir wollen gemeinsam unterwegs sein, zusammen beten – und das hatte bei diesem Forum noch einmal einen besonderen Drive. Wir haben in Hannover nicht gesagt: Jetzt setzen wir uns mal drei Minuten zum Beten zusammen. Sondern hier hat eine geistliche Dimension Aus-druck gefunden, die unter den Leuten längst gewachsen ist oder dabei ist zu wachsen. Wir nehmen zunehmend wahr: Ich bin mit meinem Stallgeruch nicht das allein Seligmachende, ich brauche die Anderen! Wir wollen aufeinander hören, einander wahrnehmen und segnen, Gutes füreinander. Dieser Spirit war beim Forum ganz stark.
Knauz: Gerade bei dem Miteinander-Beten, wenn einige sich zu zweit oder dritt hingesetzt haben, manche in großen Gruppen, dann war es durchweg ein natürliches Gespräch miteinander, in das Christus mit hineingenommen wurde. Das ist faszinierend und belebt eine Veranstaltung, weil du merkst: Es ist der Geist Gottes, der hier weht. So etwas kannst du ja nicht selber machen.
Es gab beim Forum keine Neuerfindungen, sondern die altvertrauten Inhalte der Evangelischen Allianz sind hier mit Leben gefüllt worden. Welche Linien müssen vom Forum weitergezogen werden?
Vetter: Die werden jetzt step by step gezogen. Wir haben stark auf das ehrenamtliche Engagement derer gesetzt, die in den Barcamps waren, und die werden das jetzt weiterführen.
Wir haben insgesamt dem Ursprungsgedanken von Allianz etwas stärker entsprochen, indem wir gesagt haben: Wir bringen Leute zusammen, Know-how, geistliches Wollen und geistliche „Kompetenz“. Leute sollen einander kennenlernen, miteinander ins Gespräch kommen, sich vernetzen und voneinander profitieren.
Franke: Ich verstehe es auch so, dass man die Kernpunkte der Evangelischen Allianz neu bedenken und beleben möchte. Das, was in Hannover innovativ eingesetzt wurde, muss in die Gemeinden getragen und dort umgesetzt werden.Knauz: Es wird immer innovativ, wenn eine Organisation oder ein Netzwerk Menschen zusammenbringt, die normalerweise in dieser Konstellation nicht zusammenkämen, dann aber miteinander ins Gespräch kommen und daraus eine gemeinsame Perspektive entwickeln. Als Evangelische Allianz sind wir jetzt im Gespräch miteinander auch mit Leuten, die nicht da hineingewachsen sind. Und jetzt ist die Frage: Wie gehen wir miteinander vorwärts? Was sind die Kernpunkte? Und wie schaffen wir es, dass wirklich alle Christen mitmachen?
Vetter: Und der Wunsch war ja auch schon beim Young Leaders Forum vor zwei Jahren ausdrücklich: Wie kriegen wir die Inhalte, die uns wichtig sind, noch stärker an die jüngere Generation heran? Es wird sich nun weder die Evangelische Allianz, noch die christliche Landschaft in Deutschland gleich komplett verändern, weil 230 Leute ein paar Tage zusammengesessen haben. Aber die Impulse werden mit Sicherheit eine streuende Wirkung haben.
Knauz: Genau. Das Netzwerk breitet sich weiter aus. Leute lernen sich kennen, führen Diskussionen, du hast plötzlich neue Connections – ich glaube, das lebt!
Franke: Ich würde an der Stelle auch Mut machen, noch mehr in die Jugend reinzugeben, und diejenigen, die da waren, dazu zu bewegen, wieder neue Leute und junge Leiter mit reinzubringen. Denn ich hätte das Forum noch jünger erwartet und fand mich mit 28 schon fast zu alt, jedenfalls nicht als „junge“ Teilnehmerin. Die jungen Leiter haben das Potenzial, künftig Verantwortung zu tragen. Wenn wir in sie investieren und ihnen Lust machen, diese Verantwortung zu tragen, dann haben wir in ihr Herz eine Zukunft gepflanzt. Ich fände es gut, wenn man alle zusammen einlädt: diejenigen, die jetzt schon mehr Leitungsverantwortung haben, und auch die, die Jugendgruppen leiten – und wenn die dann wieder an die Hand genommen werden von denen, die schon weiter sind.
Etwa 230 Christen waren in Hannover zusammen. Wie können die Impulse von dort jetzt ins Land und in die Gemeinden kommen?
Vetter: Das wird stark davon abhängen, wie die Barcamp-Gruppen weiterarbeiten. Sie haben alle den „Auftrag“, weiterzuarbeiten; wir haben Online-Accounts zur Zusammenarbeit und Vernetzung in den Teams eingerichtet. Das ist aber alles noch frisch.
Knauz: Ich glaube auch, dass die Konferenzen in diesem Jahr – ob SPRING oder Bad Blankenburg – nochmal ein Sprungbrett sein können, dass die Leute sich nochmal treffen. Es wird Workshops geben, bei SPRING und der Allianzkonferenz, in denen wir weitere Leute kennenlernen wollen und gucken: Was bewegt sie? Es wird viel beleben, wenn die Leute miteinander ins Gespräch kommen. Sie sollen weiter netzwerken, sich austauschen und weiter an den Themen dranbleiben.
Franke: Ich würde ruhig noch etwas radikaler sein. Wenn ich auf alle meine Konferenzbesuche zurückschaue und frage: „Wie viel habe ich von dem behalten, was ich irgendwo erarbeitet habe?“, dann glaube ich, dass die Gefahr des Vergessens besteht. Deswegen kann ich mir vorstellen, dass es relevant wäre, wenn ein paar Leute sagen: Wir gehen dem Ganzen jetzt nach! Wir gucken: Welche Barcamps gab es? Was waren die Ideen? Wer sind die Verantwortlichen? Welche Schritte gehen wir jetzt? Damit die guten Ideen auch nutzbar und umgesetzt werden.
Vetter: Die Leute nochmal anzumorsen: „Freunde, wie geht’s weiter?“, das ist als erster Schritt geschehen. Die Aufforderung allein bewirkt noch nicht viel. Aber wir haben hoch und heilig versprochen: Wir wollen als Verantwortliche unseren Teil dazu beitragen, dass das nicht versandet, sondern weiterläuft.
Ihr habt jetzt mehrfach das Stichwort „Netzwerk“ genannt. Evangelische Allianz versteht sich als Einheitsbewegung und Netzwerk. Wo liegt jetzt die Chance, auch und besonders nach dem Forum?
Franke: Ich glaube, es ist allen noch einmal klargeworden, dass es eine Bewegung ist, die Christen unterstützen möchte, in Einheit zu leben. Die ein gemeinsames Ziel verfolgt: nämlich Jesus groß zu machen in unserer Welt. Das sehe ich als große Chance.
Vetter: Die Stärke und die Schwäche des Netzwerks kann man an der Evangelischen Allianz schön sehen. Die Stärken sind: Es ist ganz einfach mitzumachen. Du musst keine Mitgliedsanträge stellen. Jeder, der sagt: Die Glaubensbasis der Evangelischen Allianz finde ich gut und bejahe ich, der kann mitmachen. Das ist sehr niedrig angesetzt. Ich denke darum: Wir müssen diese Stärke ausspielen und bewusst sagen, die Leute, die theologisch auf dieser Linie der Glaubensbasis der Allianz unterwegs sind – diese Leute wollen wir mitnehmen! Wir wollen diese Lockerheit nutzen – wohl wissend, dass sie auch Schwächen hat.
Knauz: Das empfinde ich gerade als Stärke! Es war immer so in der Geschichte der Allianz: Hier haben sich, soweit ich es weiß, immer schon Christen versammelt, die sich eben nicht zu 100 Prozent einig waren. Sie hatten unterschiedliche Schriftverständnisse, unterschiedliche Überzeugungen zu Taufe oder Abendmahl. Aber: Die Mitte ist Christus! Was mich bewegt und worin ich eine Riesenchance sehe: In einer Gesellschaft, wie sie heute ist, braucht es unbedingt auch eine gemeinsame Stimme. Es braucht eine Einheitsbewegung, in der wir füreinander einstehen und sagen: Wir als Christen gehören zusammen. Das ist in unserer Gesellschaft unwahrscheinlich wichtig – und das ist die große Chance der Evangelischen Allianz.
Franke: Sonst wäre es ja auch keine Allianz. Allianz akzeptiert, dass wir unterschiedliche Ansichten haben – aber wir haben ein Zentrum, das uns alle verbindet.
Knauz: Genau. Ich weiß, dass manche Brüder rechts und links von mir und auch manche Schwester in manchen Fragen sehr unterschiedlich ticken. Das war mir von dem Moment an klar, als ich da zum ersten Mal mitgemacht habe.
Vetter: Wir lieben dich trotzdem (lacht).
Knauz: (lacht) Manchmal sagen mir Leute: Das ist ja erstaunlich! Worauf ich denke: Was erstaunt dich denn jetzt? Das ist doch eigentlich genau der Kerngedanke von Allianz.
Lässt sich heute schon sagen, von Seiten der Verantwortlichen und auch der Mitwirkenden: Das sind konkrete Schritte, die wir gehen wollen, und Ideen in die Zukunft?
Vetter: Wir wollen die Leute digital vernetzen, die an diesen Themen-Barcamps gearbeitet haben Da muss es weitergehen. Die Arbeit fängt da jetzt erst richtig an.Franke: Ich habe – leider nur halb – in ein Barcamp reingehört, wo die Leute sich mit Allianz beschäftigt haben, wie sie die Arbeit in den Ort-allianzen stärken können. Und ein Teilnehmer hat dabei die Frage gestellt: Was braucht eigentlich unsere Stadt? Und wie können wir uns da mit den Gemeinden im Sinne einer Allianz zusammentun? Kassel zum Beispiel ist in Deutschland die Stadt mit den meisten Singles. Die Frage ist dann: Was können wir – angesichts dessen – als Gemeinden gemeinsam tun, mit dem Ziel, der Stadt zu dienen? Oder in einer Stadt, in der es viele Obdachlose gibt oder Drogenabhängige – wie können wir uns da als Gemeinden in der Ortsallianz zusammentun und tatsächlich der Stadt dienen? Ich fände es schön, wenn an der Stelle noch weitergearbeitet würde.
Ihr habt als Evangelische Allianz beim Forum die Zukunft in den Blick genommen, wollt mit vielen gemeinsam etwas bewegen, für das Reich Gottes in Deutschland und darüber hinaus. Wo liegt dabei der Fokus?
Vetter: Ein wesentlicher Gedanke ist, die Überzeugungen und zentralen Inhalte weiter an die jüngere Generation zu vermitteln, in einer Weise, dass sie das aufnehmen und daran andocken können; in moderner Form – wobei die geistliche Grundrichtung bleibt.
Knauz: Ein Netzwerk lebt immer davon, dass die nächste Generation den Ball aufnimmt – und dass sie im Falle der Allianz Themen wie Einheit oder Gebet und Bibel, gesellschaftliche Verantwortung und Evangelisation wirklich aufnimmt. Es war nie der Sinn von Allianz, immer einfach weiterzumachen, bis irgendwann der Letzte das Licht ausmacht. Das ist für mich ein Herzensanliegen: Wir müssen die nächste Generation mit hineinnehmen. Sie müssen aber selbst Allianz prägen. Wir sagen nicht: So wird’s gemacht! Sondern am Ende dieses Prozesses steht die nächste Generation und sagt: Das ist Allianz – so prägen wir sie. Und die Alten oder Älteren treten irgendwann ab. Diesen Prozess müssen wir innovativ und konstruktiv angehen; das kommt nicht von ungefähr. Du musst immer daran arbeiten, dass du alle mitnimmst, die nächsten Generationen kommen und du dich in Formen und Themen anpasst an die Zeit.
Vetter: Wir werden ja in diesem und im nächsten Jahr 16 Regionalkonferenzen veranstalten und damit sozusagen die ganze Republik „abgrasen“. Und wir wollen allen Veranstaltern dieser Regionalkonferenzen auch nochmal sagen: Versucht die jungen Leute zu erreichen, über Jugendallianzen oder wie auch immer! Wir wollen da nicht nur mit den üblichen älteren Verdächtigen zusammensitzen – die auch gerne kommen dürfen! – aber eben versuchen, die Leute an Bord zu kriegen, die vor Ort in der Jugendarbeit oder anderswo Verantwortung tragen.
Und bei den Regionalkonferenzen sollen auch die „Ergebnisse“ des ZukunftsForums präsentiert werden?
Vetter: Jede Regionalkonferenz wird anders sein, wir wollen nicht jedem Ort das immer gleiche Programm überstülpen. Aber wir wollen natürlich den Grundgedanken transportieren und setzen darauf, dass an den Abenden Impulse gesetzt werden, wie die Überlegungen des ZukunftsForums vor Ort weitergeführt werden.
Vielen Dank für das Gespräch!