Allianzgebetswoche 2021: Großer Ideenreichtum
Gesellschaft, Zusammenleben, Glauben: Die Corona-Krise fordert heraus. Wir Christen vertrauen darauf, dass Gott in schwierigen Situationen mit uns ist, sagt Altbischof Walter Klaiber, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte.
Die 175. Gebetswoche der Evangelischen Allianz verlief wegen der Corona-Pandemie ungewöhnlich und deutlich anders als gewohnt. Aber trotz der Einschränkungen blickt die Evangelische Allianz in Deutschland (EAD) „mit viel Dankbarkeit“ auf die Gebetsveranstaltungen zurück, die vom 10. bis 17. Januar unter dem Motto „Lebenselixier Bibel“ stattfanden. Sie sei „mit großem Ideenreichtum und in einer unglaublichen Vielfalt“ in zahlreichen örtlichen Allianzgruppen durchgeführt worden, teilte die EAD im Anschluss mit.
Die Gebetswoche habe vor allem in digital organisierten Formaten stattgefunden, aber auch in Präsenzveranstaltungen unter Einhaltung der Hygienevorschriften. „Es wurde eine Gebetswoche für Jung und Alt mit live übertragenen Kinderveranstaltungen und Jugendgottes-diensten, mit Gebetskonzerten und -spaziergängen, Zoom-Gebetsmeetings sowie zahlreichen Livestreams aus vielen Orten und Gemeinden“, erklärte Allianz-Generalsekretär Reinhardt Schink. Jüngere Christen hätten Älteren geholfen, die technischen Möglichkeiten zu nutzen, um auch ihnen eine Teilnahme zu ermöglichen.
Mit Blick auf das Gebet in kleinen Gruppen sagte Schink, das biblische Wort von Jesus Christus „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ habe durch Corona eine ganz neue Bedeutung gewonnen. Zum Thema „Lebenselixier Bibel“ fügte er an: „Wir brauchen dieses Lebenselixier dringend.“ Darum sei es erfreulich, dass es trotz Corona zu den Menschen gekommen sei. An vielen Orten hätten die Beter auch erlebt, dass Gebet und Evangelisation keine zwei getrennten Welten seien: „Beides gehört zusammen, und gerade jetzt sind die Menschen sehr offen für Gebet.“
Wie sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt habe, könne man aufgrund der vielen verschiedenen Veranstaltungsformate nicht feststellen, erklärte Schink. In früheren Jahren haben sich nach Schätzungen jeweils etwa 300.000 Christen aus Landes- und Freikirchen beteiligt. Laut Schink haben manche Ortsallianzen Präsenztreffen ihrer Gebetswoche auf den Frühsommer verlegt.
Mit Bedauern musste die Evangelische Allianz Nürnberg ihre jährliche Kundgebung für verfolgte Christen absagen, die sonst regelmäßig im Rahmen der Gebetswoche stattfindet. Grund war die Sorge vor Störungen durch Gegner staatlicher Corona-Schutzmaßnahmen. Wie der stellvertretende Allianzvorsitzende Werner Freder sagte, hatte die Stadt die Solidaritätsaktion – erwartet wurden 200 Teilnehmer – auf dem Nürnberger Kornmarkt zuvor genehmigt. Unter anderen hätte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) während der Kundgebung zur Lage weltweit verfolgter Christen sprechen sollen.
Miteinander von Allianz- und ACK-Gebetswoche
Ein Höhepunkt der Gebetswoche und zugleich ein Übergang fand am 16. Januar mit einem gemeinsamen Gottesdienst der Evangelischen Allianz und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) im Berliner Dom statt. Beide kirchlichen Zusammenschlüsse feierten dabei eine „Stabübergabe“ zwischen der Allianzgebetswoche und der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ der ACK vom 18. bis 24. Januar. Die Einheit der Christen ist ein zentrales Anliegen Jesu Christi, sagte der Allianzvorsitzende, Pastor Ekkehart Vetter, während der Veranstaltung. Dieses Anliegen der Einheit der Christen habe Jesus im „Hohepriesterlichen Gebet“ (Johannes 17) ausdrücklich formuliert.
Das Bild der „Stabübergabe“ im Staffellauf sei ein geeignetes Symbol für das Zusammenrücken der traditionsreichen Gebetswochen. Im Neuen Testament gebe es zahlreiche Bilder aus dem Bereich des Sports, insbesondere in den Briefen des Apostels Paulus. Er betone zum Beispiel die Wichtigkeit des Trainings, spreche über die Faszination des Siegespreises und habe sein ganzes Leben als einen „guten Kampf“ bezeichnet, führte Vetter aus. „Wir sind als Evangelische Allianz die erste Runde gelaufen und jetzt kommt die zweite Runde mit der Gebetswoche für die Einheit der Christen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen.“ Als „Staffelstab“ übergab er ein Kunstwerk, das die Formen eines Kreuzes und eines Fisches verbindet, an den Vorsitzenden der ACK, den griechisch-orthodoxen Erzpriester Radu Constantin Miron.
An dem Gottesdienst wirkte auch die Geschäftsführerin der ACK, Verena Hammes mit. Die Feier war von der Evangelischen Allianz in Berlin, dem Netzwerk „Gemeinsam für Berlin“, dem Internationalen Konvent Christlicher Gemeinden in Berlin und Brandenburg, dem Jugendnetzwerk Berlin United sowie dem Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg vorbereitet worden.
Fensterkonzert und „MännerGebetsPfad“
Etliche Ortsallianzen luden statt zu üblichen Abendversammlungen zum gemeinsamen Gebet in Videokonferenzen ein. An manchen Orten fanden Gebetsspaziergänge in kleinen Gruppen statt. „Tragen Sie die Gegenwart Jesu in Ihren Stadtteil!“, regte die Evangelische Allianz Osnabrück auf ihrer Internetseite an. Dort konnte man auch eine Kurzbotschaft zum jeweiligen Tagesthema der Gebetswoche als Video ansehen oder als Text herunterladen. Vielfältig war das Angebot auch in Marburg, etwa ein „Posaunen-Fenster-Konzert“ für die Bewohner eines Altenpflegeheims, bei dem der Posaunenchor der Evangelischen Stadtmission Choräle spielte. Angeboten wurde außerdem ein „MännerGebetsPfad“ mit verschiedenen Stationen, den man allein oder zu zweit begehen konnte. In München wurde das gesamte Neue Testa-ment in der Matthäuskirche vom 11. bis 16. Januar täglich vier Stunden lang vorgelesen.
YouTube-Playliste zeigt über 80 Gebets-Veranstaltungen
Die Evangelische Allianz in Deutschland hat eine Vielzahl von Berich-ten, in diesem Jahr aber besonders auch Film-Eindrücke in einer You-Tube-Liste gesammelt und in einer Auswahl zusammengestellt. Die Playlist der außergewöhnlichen Gebetsabende 2021 (https://www.youtube.com/playlist?list=PLS-787ckxlZmIaXZyyc_H5DBxYe-7jamQk) ist noch einige Zeit verfügbar (die Filme werden später ge-löscht). Sie umfasst 82 Videos, die einen lebhaften Eindruck von den vielfältigen Veranstaltungen überall im Land wiedergeben. Sie rei-chen vom Ökumenischen Gottesdienst über Jugendallianzgottes-dienste, musikalische Gebetsgottesdienste und Lobpreisabende bis zu Aufzeichnungen oder Live-Übertragungen von den Eröffnungs- und Abschlussgottesdiensten. Die Filme zeigen Gebetsveranstaltungen zwischen Hamburg und Thun (Schweiz), zwischen Plauen und Duis-burg; auch der „EINS“-Gottesdienst aus dem Berliner Dom ist voll-ständig zu sehen.
Die Treffen, die 2021 in hohem Maße online organisiert wurden, luden ein zu gemeinsamen Liedern, Impulsen und Gebetszeiten. Auf diese Weise entstand trotz notwendiger Distanz eine enge Verbin-dung, die allen die Möglichkeit bot, sich unmittelbar beim gemeinsa-men Gebet einzuklinken und Teil einer größeren Gemeinschaft zu werden, wo auch immer sie sich gerade aufhielten.