© Foto: Tobias Koch
Warum ich – wieder – für den Bundestag kandidiere
Ein Jahr nach der Bundestagswahl 2013 schrieb die FDP-Politikerin Lisa Strotbek über ihre Erfahrung, als Bundestagskandidatin gescheitert zu sein (EiNS 1/2015). In diesem Jahr kandidiert die – inzwischen verheiratete – Politikerin Lisa Walter erneut für den Bundestag. Ohne sicheren Listenplatz. Warum tut sie das?
Nein, damit gerechnet, dass ich wieder für den Bundestag kandidieren werde, hatte ich nicht. Völlig überraschend trat eine unserer wichtigsten Persönlichkeiten nicht wie geplant an. Also wurde in unserem Kreis ein neuer Kandidat bzw. eine Kandidatin für die Wahl gesucht. Ich hatte bereits 2013 in unserem Nachbarwahlkreis kandidiert – und zunächst auch recht gute Chancen gehabt, ein Mandat zu erreichen. Doch dann fiel meine Partei in den Umfragewerten und konnte sich schlussendlich nicht mehr halten. Die FDP flog aus dem Bundestag! Alle Mühen waren umsonst. Politische Pläne erstmal zunichte.
Es war keine einfache Zeit. Lediglich eine christliche Predigt gab mir die Motivation, weiter politisch aktiv zu bleiben. Darin hieß es sinngemäß: Gott hat kein Interesse daran, dass wir scheitern, sondern dass uns „alle Dinge zum Guten mitwirken“. Wenn Dinge zerbrechen, kann das auch ein Neubeginn für etwas Größeres bedeuten. Nun, 2017, ist die FDP bereit, den Wiedereinzug zu schaffen. Und ich wurde gefragt, ob ich wieder kandidieren möchte.
Ich war zu der Zeit gerade frisch verheiratet, beruflich aufgestiegen und stand kurz davor, nebenberuflich ein Masterstudium zu beginnen. Die Anfrage kam genau in der Zeit, in der mein Mann und ich auch über unsere Familienplanung nachdachten. Wir waren gerade auf Urlaubsreise, als wir gemeinsam über die Kandidatur entschieden. Wir legten uns fest, dass wir die Kandidatur annehmen – aber auch auf Kinder, welche wir uns beide wünschen, nicht verzichten wollen ... Zu unserer Überraschung flog bereits auf dem Rückflug ein kleiner „blinder Passagier“ mit uns. Unsere kleine Tochter erblickte neun Monate später das Licht der Welt.
Anfangs habe ich mein entstehendes Bäuchlein noch versteckt gehalten, aber bis zu den entscheidenden internen Wahlen war die frohe Kunde durchgedrungen. Mag sein, dass dies mit ein Grund dafür war, dass ich keinen der vordersten Listenplätze ergattern konnte. Entsprechend sind die Aussichten auf ein Bundestagsmandat schwieriger geworden.
Erneut scheitern?
Aber meinem Engagement tat dies keinen Abbruch. Planbar im Sinne einer geradlinigen Karriereplanung ist Politik meiner Meinung nach nicht; das habe ich 2013 gelernt. Und das ist, getreu dem Bibelvers „Gott setzt Könige ab und setzt Könige ein“ (Daniel 2,21), auch nicht mein Job. Also habe ich einfach Lust und Freude, mich zu engagieren. Themen wie Bürokratieabbau und Bankenregulierung faszinieren mich. Noch viel mehr steht jetzt aber die Familienpolitik für mich im Fokus. Denn ich wünsche mir für Deutschland einen Kulturwechsel, was die Familie betrifft. Kinder sollten selbstverständlich sein. Mir würde es gefallen, wenn künftig keine junge Frau aufgrund der beruflichen Karriere oder eines politischen Engagements auf Wunschkinder verzichtet. Ich möchte, dass Familien unser Gesellschaftsbild prägen. Dafür ist es für mich wichtig, dass die Politik die gesetzlichen Rahmenbedingungen schafft; aber auch, dass es Vorbilder gibt, die dies praktisch im Leben umsetzen. Hier sind für mich besonders Politiker auch als Vorbild gefragt.
Ebenso ist mir wichtig, dass sich möglichst viele Menschen mit einer guten Wertehaltung, insbesondere aus christlichem Glauben heraus, politisch engagieren. Gerade in unserer Zeit ist damit zu rechnen, dass die Frage der Religion an Bedeutung zunehmen wird. Zudem entscheiden oft nur wenige Personen über politisch weitreichende Entscheidungen.
Respekt davor, keine guten Wahlergebnisse zu erzielen, habe ich schon. Doch ich fühle mich auch richtig, in dem was ich tue. Mittlerweile bin ich „augenzwinkernd“ der Meinung, dass man auch herausfordernde Dinge erlebt, damit es hinterher ein schönes Happy End geben kann. Entscheidend ist aber letztlich, dass wir im Glauben festbleiben und darauf vertrauen, dass Gott für uns einen guten Plan hat.
Zur Autorin
Lisa Walter gehört auch zum Arbeitskreis Politik der Deutschen Evangelischen Allianz.