Taskforce Covid-19

Johannes Reimer über die jüngste Kommission der Weltallianz

© Foto: privat

Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) hat eine eigene Covid-19-Kommission. Die muss sich schnell gegründet haben …

Ja, sehr schnell, vor eineinhalb Monaten, Anfang März.

Wer hat sie ins Leben gerufen?

Im November bei der Weltkonferenz in Jakarta wurde ein neues Department eingerichtet: für Entwicklungshilfe und Gesundheitsfragen. Als die Seuche sich dann global verbreitete, wurde schnell die Kommission eingerichtet.

Wer sitzt in dieser Kommission?

Das Leitungsteam der WEA, die Generalsekretäre der neun Regionen in der Weltallianz; Europa ist eine davon. Dazu kommen Spezialisten aus internationalen Hilfswerken, etwa World Vision; insgesamt knapp 40 aktiv Beteiligte. Es gibt mehrere Arbeitsgruppen: für Gesundheit, für die armen Weltregionen oder für Fragen der Ökonomie. Übrigens ist „Taskforce“ der bessere Begriff, davon sprechen wir auch in der Weltallianz.

Wie oft tagt die Taskforce?

Jede Woche, im Netz, über die Zoom-Plattform.

Und habt ihr feste Zeiten?

Das wird mit Blick auf die internationale Zeitverschiebung nicht einfach sein … Wir haben mittlerweile einen Zeit-Slot gefunden: meist um 15 Uhr MEZ, dann sind alle wach oder noch nicht schlafen gegangen; außer der Pazifik-Region, aber die arbeiten gerne nachts (lacht).

Was will die Taskforce: Welches Ziel hat sie?

Wir wollen theologische und praktische Handreichungen an die nationalen Allianzen und die Gemeinden geben, die weltweit in der Corona-Bekämpfung aktiv sind. Diese Handreichungen sind unterwegs. Wir haben Gebetsinitiativen ins Leben gerufen und begonnen, zusammen mit Hilfswerken, eine koordinierte Verpflegung und Wasserversorgung in den Armenvierteln zu organisieren.

Die theologischen Initiativen zum Phänomen der Corona-Seuche erweisen sich als sehr wichtig.  In vielen Ländern und Gemeinden ist man restlos überfordert: Es gibt die wildesten Theorien, was da für eine Strafe Gottes über uns hergefallen ist … Dazu gibt es jetzt ein theologisches Dokument, das zu diesen Fragen Stellung bezieht. Praktische Hilfe gibt eine Webseite der Weltallianz zu Covid- 19, auf der Best Practice-Modelle vorgestellt werden.

Wie kann man auf die Dokumente und Informationen zugreifen, die die Taskforce erstellt?

Die Weltallianz hat eine Seite dafür eingerichtet (https://covid19.worldea.org/), auf der die Handreichungen und Praxisbeispiele aufgelistet sind; auch wie man mitarbeiten kann.

Ihr macht euch auch schon Gedanken über die Zeit „nach Corona“ ...

Ja. Eine Arbeitsgruppe hat Spezialisten in nachhaltiger Ökonomie zusammengeführt, die einige Monate vorausdenkt. Eine andere Arbeitsgruppe befasst sich mit den Folgen der massiven Finanzinvestition der nationalen Regierungen in die eigene Wirtschaft: Die führt dazu, dass Gelder, die eigentlich für Entwicklungshilfe zur Verfügung standen, jetzt häufig nicht mehr zur Verfügung stehen. An der Stelle setzen wir uns als Weltallianz kritisch mit den Regierungsinitiativen auseinander, sprechen etwa mit UNO-Vertretern über die ungerechte Verteilung der globalen Finanzen, geben Empfehlungen zu einer gerechteren Verteilung. Denn es darf nicht so kommen, dass am Ende der gegenwärtigen Phase die armen Länder noch ärmer sind. Eine weitere Gruppe beschäftigt sich schließlich mit interreligiösen Fragen und Konflikten. Denn in vielen Ländern, in Sri Lanka, Indien, Nepal, auch in Mali in Afrika kursieren die wildesten Schuldzuweisungen zwischen den Ethnien, die die Pandemie mal als „muslimische“, mal als „christliche“ Seuche verkaufen wollen. Dem wollen wir mit unserer Arbeit begegnen.

Es ist ein weites, komplexes Thema. Viel Weisheit und Segen für die Arbeit in der Taskforce! Und vielen Dank für das Gespräch! 

 

Der Theologe Johannes Reimer ist Dozent für Missiologie an der Theologischen Hochschule Ewersbach, Direktor des „Peace and Reconciliation“– Netzwerks der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) und Mitglied  der WEA-Covid-Taskforce.
 

Interview:

Jörg Podworny