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Christus, Hoffnung der Welt
Von Johannes Berthold
Der Theologe Paul Tillich (1886-1965) sagte einmal, Theologie antworte „auf Fragen…, die die Situation stellt und sie antwortet in der Macht der ewigen Botschaft.“ Was bedeutet das für die Herausforderungen unserer Zeit heute? Hier denke ich in drei Richtungen. 1. Die Rückkehr des Polytheismus Wir erleben in der Postmoderne die „Rückkehr der Religion“, doch kehrt sie mit ihren pluralen Angeboten in Form des antiken Götterhimmels zurück. Für das Christentum ist die Begegnung mit den verschiedenen Wahrheitsansprüchen heute dramatischer als zu Zeiten der frühen Kirche, ist das Christentum doch laut einer SPIEGEL-Um-frage gerade dabei, „unspektakulär zu verdampfen“. Mit gleichem Recht kann man jedoch auch mit C.S. Lewis sagen, das Christentum habe seine Zeit noch vor sich – es „zahne noch“. Denn auch der postmoderne Pluralismus wird sich selbst zur Frage, enthält er doch keine Orientierung, am wenigsten dort, wo sich religiöse oder ideologische Wahrheiten mit dem Hass verbinden. Das Christentum aber tritt mit der einzigartigen Offenbarung in die Welt, dass Gott in Jesus Christus als die Wahrheit zugleich die Liebe ist (1 Joh 4,8). Sie ist die höchste Garantie für Freiheit und Toleranz, weil sie sich selbst begrenzt. Denn sie will niemanden besiegen oder unterwerfen, aber alle gewinnen.
2. Die Krise unserer Maßlosigkeit
Wir erleben gegenwärtig eine tiefe Krise unseres Lebensstils. Wir spüren: In unserer Maßlosigkeit leben wir gegen das Leben – gegen die Armen dieser Welt, vor allem auch gegen unsere Kinder. Deutsches Anspruchs- und Konsumniveau – auf sieben Milliarden Menschen be-zogen – würde schnell zum globalen Kollaps führen. Die Fragen unserer Zeit aus der Macht der ewigen Botschaft zu deuten heißt hier, das biblische Grundwissen über den Menschen wachzuhalten. Nach dem Bild Gottes geschaffen trägt der Mensch in sich eine Sehnsucht, die irdisch gar nicht zu erfüllen ist. Denn das Herz des Menschen ist so groß, dass nur Gott es ausfüllen kann. Gerade unsere Unersättlichkeit scheint uns an Gott zu erinnern. Gott aber gibt erfülltes Leben trotz unerfüllter Wünsche. Wir müssen nicht den Himmel auf die Erde zwingen. In diesem Sinne ist die viel geschmähte Hoffnung auf den Himmel keine billige Vertröstung auf ein besseres Jenseits, sondern schützt die Schöpfung vor Erschöpfung. Auch in dieser Entlastungsfunktion erweist sich unser Glaube als zukunftsfähig.
3. Das Ende der großen Utopien
Das 20. Jahrhundert brachte den Sturz innerweltlicher Utopien, die allesamt an ihrem Messianismus scheiterten. Gegenwärtig zeigen die vielen politischen und militärischen Konfl ikte, wie die Welt neu „vermessen“ wird. Statt Zukunftsoptimismus hat längst die Angst um sich gegriffen. Ja, es gäbe sogar Epochen, die ihre Ideen durchgespielt und aufgebraucht hätten, so dass sich der Untergang als Erlösung anbietet, meint der Schweizer Schriftsteller Hugo Loetscher. Die Sprache des christlichen Glaubens ist nicht die der Angst, son- dern der Hoffnung. Sie trägt einen Namen – Jesus Christus. Er gibt uns Kraft und Mut, diese Schöpfung zu „bebauen und zu bewahren“ (1.Mo 2,15), doch ohne den Anspruch, die Welt zu „retten“; gibt es doch eine Gefährdung und Todverfallenheit allen Lebens, die sich menschlichem Befreiungshandeln entzieht. Allein Christus ist unser Retter. Und er ist nicht gekommen, lediglich eine reparaturbedürftige alte Welt instand- zusetzen, sondern uns hineinzuverwandeln in seine Auferstehung. Diese Hoffnung ist unser Trost auch dort, wo wir auf die resistenten Fakten dieser Welt stoßen. Unter der „Macht der ewigen Botschaft“ sehen wir, „dass die Welt eine Werdewelt ist“. Und eben darum begnügen wir uns nicht „mit dem geschlossenen Horizont der Realität“ (Ernst Lange).
Zur Autorin
Prof. Johannes Berthold (Moritzburg) ist Vorsitzender des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes und Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz