Zeichenhaft leben
Was die Allianz-Vorsitzenden bewegt
Viele Christen wollen es; und alle Christen sollen es – zeichenhaft leben. Das legen Aussagen von Jesus nahe. Da heißt es beispielsweise in Matthäus 5,14-15: „Ihr seid das Licht der Welt. … Eine Stadt auf dem Berg kann nicht verborgen bleiben. … Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten“. Was meint es konkret, „nicht verborgen zu bleiben“, das „Licht leuchten zu lassen“ und damit zeichenhaft zu leben? Im Neuen Testament steht für das Wort Zeichen der griechische Begriff semeion. Er bezeichnet einen Hinweis der über sich selbst hinausweist. Das hört sich kompliziert an, ist aber ganz einfach. Man kann es gut an einem Wegweiser verdeutlichen. Ich kenne niemanden, der vor einem Wegweiser steht und dessen ansprechende Farbe oder ausgewogene Form bewundert. Vielmehr ist die Botschaft auf diesem Wegweiser wichtig. Sie wird gelesen und das Schild an sich tritt in den Hintergrund. Es hat nur eine dienende Funktion. Zeichenhaft zu leben bedeutet für uns als Christen, solche Wegweiser zu sein. Dabei rücken wir nicht uns selbst in den Mittelpunkt, sondern weisen auf den, dem wir gehören – Jesus. Wir Christen sollen durch das, was wir leben, reden und tun, Jesus in dieser Welt sichtbar machen. Das ist unser Auftrag – als Einzelner, als Gemeinden und als Evangelische Allianz vor Ort und bundesweit.
Zeichenhaft Umgang mit Menschen leben
Was bedeutet das nun konkret? Viel wird im Umgang mit Menschen sichtbar: Unser Umgang als Christen untereinander soll Jesus sichtbar machen. Das ist sein Anspruch, den er in Johannes 13,35 so formuliert: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Wie wir miteinander angesichts unterschiedlicher Erkenntnisse, trennender Überzeugungen oder belastender Erfahrungen umgehen, soll sichtbar machen, dass wir zu Jesus gehören – und Jesus in den Mittelpunkt rücken, nicht uns selbst.
Unser Umgang als Christen mit den Gescheiterten soll Jesus sichtbar machen. An dem, wie wir Gnade und Barmherzigkeit leben, soll Jesu Gnade und Barmherzigkeit sichtbar werden, der Menschen nicht aufgibt. Unser Umgang als Christen mit den Bedürftigen soll Jesus sichtbar machen. Die konkrete Zuwendung und Hilfe soll zeigen: Jesus hat dich nicht vergessen. Meine Tat ist ein Gruß von Jesus an dich.
Unser Umgang als Christen mit Kritikern und Andersdenkenden soll Jesus sichtbar machen. Davon muss die inhaltliche Auseinandersetzung geprägt sein. Der andere soll erleben: An der Weise, wie die Christen mir begegnen, erkenne ich etwas von dem Charakter von Jesus. Hier erlebe ich etwas von der Wertschätzung und Würde, die Jesus für mich hat.
Zeichenhaft zu leben bedeutet weiterhin, einen zeichenhaften Umgang mit den anvertrauten Dingen zu leben. Nämlich: Wie wir mit unserer Schöpfung umgehen, sie bewahren und gestaltet, soll Jesus sichtbar machen.
Ebenso unser Umgang mit unserer Zeit, unserem Besitz und den vielen Möglichkeiten, die wir haben. Hier soll Jesus sichtbar werden, der uns dies alles anvertraut, dem wir mit allem gehören und dem wir damit nachfolgen und dienen wollen. Nochmals: In dem allem geht es nicht darum, dass wir uns als Christen in den Mittelpunkt rücken, sondern dass durch uns Jesus sichtbar wird. Oder wie Jesus in Matthäus 5,16 sagt: „So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Ich möchte 2018 zeichenhaft leben. Sind Sie dabei?
Zum Autor
Siegfried Winkler ist Pastor der Evangelischen Gemeinschaft München-Bogenhausen und Zweiter Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.