Ausgabe 3/2022
Zeiten der Verunsicherung
Wahrheit, Werte, Wandel: Welche Aufgaben Christen meistern müssen plus: Die Evangelische Allianz vor den Fragen der Zukunft
Liebe EiNS-Leserinnen und Leser,
Kakteen umarmen? Zu stachelig und es schmerzt! Christen wissen, dass sie Geschwister sind und in Einheit leben sollen. Dies im Alltag dann auch zu tun, hat nichts mit sentimentaler Gefühlsduselei zu tun, sondern erfordert einen inneren Entschluss, einen starken Willen und unsere ganze Hingabe an Jesus. Zu stachelig ist der Andere. Wir sind wie Igel, die in Gemeinschaft leben möchten: Je näher wir zueinander rücken, desto stacheliger wird es...
Aber das ändert nichts an dem Auftrag, den Jesus seinen Jüngern gegeben hat: Einheit zu leben. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen die Cancel-Culture jeden ins Abseits stellt, der die eigene Sichtweise nicht vollständig teilt. In Zeiten, in denen die Zentrifugalkräfte, die alles auseinandertreiben, expotentiell zunehmen und unsere Gesellschaft sich in immer mehr ge- trennte Sub-Milieus aufspaltet.
In diesen Zeiten sind Christen „Unterschiedsmenschen“, sagt Siegfried Winkler in unserer Kolumne des 2. Vorsitzenden. Sie stärken mit ihrer gelebten Einheit die integrierenden Kräfte in unserer Gesellschaft (siehe Artikel von Markus Müller) und zwar ohne hierdurch die Wahrheit des Evangeliums aufzugeben (Roland Gebauer beschreibt das).
Dies ist eine Hoffnungsperspektive, nicht „nur“ für Europa skizzieren Mihamm Kim-Rauchholz und Elke Werner), sondern weltweit.
Diese Hoffnungsperspektive leuchtete auf der diesjährigen Allianzkonferenz in Bad Blankenburg (siehe Bericht von Margitta Rosenbaum) am Beispiel der Lebensgeschichte von Daniel immer wieder auf. Es wurde deutlich, dass die größten gesellschaftlichen Veränderungen ihren Ausgangspunkt im Leben von Einzelnen haben können. Gott selber schafft neue Realitäten: Er schenkt seinen Kindern ein neues Herz (Hes 36,26) und verändert damit alles. Nicht die Erschütterungen, die wir momentan erleben und die uns ängstigen können, sondern das fleischerne Herz und die Neugeburt als Kinder Gottes (Joh 3,5) sind die tiefgreifendsten Veränderungen, die wir erfahren und die zu einer Transformation unseres Lebens, der Gesellschaft und gesamten Welt führen.
Das fleischerne Herz ist mitfühlend und bereit, den Anderen zu umarmen, selbst wenn er alle Stacheln ausfährt und sich so verhält, als ob er direkt von einem Kaktus abstammen würde.
ZukunftsProzess: Neue Beteiligungsmöglichkeiten
Das mitfühlende fleischerne Herz ist schon geschenkt, die Einheit seiner Gemeinde als ein Leib und als eine Braut bereits von Jesus geschaffene Realität. An uns liegt es nun, sie im Alltag zu leben, auch wenn dies mühsam sein mag (Eph 4,3). In diesem Prozess werden wir erleben, dass Wunden und Kränkungen heilen (siehe Artikel von Konstantin Mascher) und wir Salz und Licht in allen Erschütterungen sind. Es ist ein Vorrecht, in dieser besonderen Zeit zu leben. Wir sind nicht nur als Einzelne, sondern auch als Evangelische Allianz von Gott gerufen, gerade in den Erschütterungen und Veränderungen Hoffnungs- und Friedensboten zu sein. Diesem Ruf Gottes wollen wir bestmöglich entsprechen. Deshalb hat die Evangelische Allianz einen umfassenden ZukunftsProzess gestartet (Jörg Dechert schreibt dar- über), der viele neue Beteiligungsmöglichkeiten eröffnet (wie Johanna Weddigen und Steffen Beck im Werkstattgespräch beschreiben). Ein Netzwerk besteht aus vielen Knoten und deren Verbindung untereinander. Diese sollen im Netzwerk der Evangelischen Allianz gestärkt und multipliziert werden – auch wenn es dabei mal „stachelig“ werden sollte.
Herzliche Segensgrüße
Ihr
Dr. Reinhardt Schink
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